Billig auf Kosten der Beschäftigten

Zivile Luftfahrt — Internationales Arbeitgeber-Ranking

Welche Airlines bieten faire Bezahlung, gute Arbeitsbedingungen und eine Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben? Diese Fragen nimmt eine neue Studie der „European Cockpit Association“ unter die Lupe an der fast 6.000 Pilot*innen von 136 verschiedenen Fluggesellschaften teilgenommen haben.

Das Resultat ist ebenso eindeutig wie wenig überraschend. Als obersten Spitzenreiter mit 98 Prozent Zufriedenheit fungiert Air France, doch auch Austrian Airlines, KLM oder Icelandair erhalten Top-Bewertungen. Weit abgeschlagen ganz unten sind die berühmt berüchtigten Billigflieger die eindeutig als soziale Außenseiter zu erkennen sind. Ryanair erhält dabei eine Quote von gerade mal 39 Prozent, wobei die Befragten eine Kultur des Sparens, der Arbeitshetze und der Angst anprangern.

Die zitierte Studie bezieht sich allein auf die Aussagen der Pilot*innen. Doch erfahrungsgemäß wissen wir als Gewerkschafter, dass die gleichen sozialen Unterschiede ebenso für die übrigen Berufsgruppen der zivilen Luftfahrt (Cabin Crew und Bodenpersonal) gelten dürften.

Billige Tickets haben ihren Preis und den zahlen die Beschäftigten. Der Sparwahn der Arbeitgeber kann nur durch schlechte Arbeits- und Lohbedingungen umgesetzt werden. Die Dumpinglogik der Low-Coster stellt eine soziale Gefahr für die Flugbranche dar und macht den gewerkschaftlichen Kampf für gute und sichere Arbeitsplätze heute umso wichtiger denn je.

Luxair und Cargolux im Arbeitgeber-Ranking

Natürlich sind auch die beiden großen Luxemburger Fluggesellschaften Luxair und Cargolux, welche insgesamt rund 4.500 direkte Arbeitsplätze hierzulande darstellen, im internationalen Ranking vertreten. Beide schneiden dabei gut ab und sind mit einer Bewertung von jeweils 87% gleichauf mit der Swiss auf den Plätzen 26 und 28 wiederzufinden.

Dennoch gibt es auch hier Kritiken und Verbesserungsvorschläge seitens der Befragten. Während die Pilot*innen die vertraglichen Bedingungen positiv bewerten, wünscht man sich vor allem Verbesserungen bei den Flugzeiten und der Work-Life-Balance. Bei Cargolux wird die schwierige Planbarkeit aufgrund unregelmäßiger und ändernder Arbeitszeiten hervorgestrichen. Während bei Luxair zwar die finanzielle Stabilität des Unternehmens wertgeschätzt wird, beklagen die Befragten jedoch eine Verschlechterung der sozialen Bedingungen seit der Corona-Krise.

Bei den übrigen Berufsgruppen, die in der Umfrage nicht herangezogen wurden, würden sich sicherlich noch weitere Nachholbereiche aufzeigen, wie beispielsweise die Karriereperspektive, die Organisation der Schichtarbeit oder die in Luxemburg nichtexistierende oder ausbaufähige Berufsausbildung für bestimmte Fliegerei-Berufe.

Das vollständige Ranking der „European Cockpit Association“ finden Sie hier:

https://public.tableau.com/app/profile/europeanpilots/viz/EuropeanAirlinesSocialRating/DBOVERVIEW

Mitgeteilt vom OGBL-Syndikat Zivile Luftfahrt, am 11. Februar 2022