Anlässlich eines vor kurzem im Mittelstandsministerium stattfinden Dreieraustauschs zwischen Ministerin Françoise Hetto-Gaasch und Vertretern von OGBL, LCGB und der Handelsföderation CLC wurde versucht, über die einjährige Testphase der verlängerten Ladenöffnungszeiten an Samstagen und vor Feiertagen bis 20 Uhr Bilanz zu ziehen. Die Vertreter der Handelsföderation präsentierten mündlich Zahlenmaterial, das u.a. belegen sollte, dass die verlängerten Öffnungszeiten zu einer Steigerung des Umsatzes geführt haben.
Die Gewerkschaftsvertreter von OGBL und LCGB wunderten sich darüber, dass die Zahlen sich lediglich auf 16 Geschäfte aus der Groß-Distribution (Cactus, Auchan, Cora, Delhaize, Match) bezogen. Kleinere und mittlere Betriebe wurden völlig außer Acht gelassen und die Meinung des Personals beziehungsweise der Personalvertreter blieb ebenfalls unberücksichtigt. Die Gewerkschaften bezweifeln, dass der Handel insgesamt und die Wirtschaft im Allgemeinen aus dieser Maßnahme Profit ziehen werden. Die Leidtragenden sind aber auf jeden Fall die Beschäftigten, die ohne Gegenleistung wertvolle Freizeit opfern müssen und insgesamt an Lebensqualität einbüßen. Wenn die Geschäfte samstags um 20 Uhr schließen, heißt das noch lange nicht, dass die Beschäftigten dann Feierabend haben. Viele werden erst gegen 22 Uhr zu Hause und dadurch von sozialen, kulturellen oder sportlichen Aktivitäten ausgeschlossen sein. Diese Maßnahme wird einen negativen Einfluss auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familienleben nach sich ziehen.
Ministerin fordert Abkommen zwischen Sozialpartnern
Die Gewerkschaften begrüßen, dass die Ministerin zu erkennen gibt, die Belange der Beschäftigten mitberücksichtigen zu wollen. Sie fordert die Handelsföderation auf, umgehend mit den Gewerkschaften Verhandlungen aufzunehmen hinsichtlich eines Ein-Punkt-Branchenvertrags, um Ausgleichsentschädigungen in Form von Freizeit und/oder Lohnzuschuss für alle betroffenen Arbeitnehmer zu vereinbaren. Die Ministerin betonte, dass alle Beschäftigten in den Genuss von Kompensationen für geleistete Mehrstunden an Samstagen und vor Feiertagen kommen müssen, auch diejenigen, die gegenwärtig nicht einem Kollektivvertrag unterliegen. Sie wird die Testphase zunächst um ein Jahr verlängern.
Beide Gewerkschaften sind bereit, mit den betroffenen Patronatsverbänden kurzfristig Verhandlungen aufzunehmen.
Mitgeteilt von OGBL und LCGB am 7. Juni 2011
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