Körperliche Selbstbestimmung ist ein Menschenrecht

Reaktion auf die frauenfeindlichen Äußerungen der katholischen Kirche zum Thema Abtreibung und Familienplanung

Mit Entrüstung und Besorgnis nehmen wir die jüngsten Aussagen des Kardinals von Luxemburg zur Abtreibungsfrage zur Kenntnis. In einem Interview mit dem „Luxemburger Wort“ äußerte sich der Kardinal kritisch zur Position von Kamala Harris zum Recht auf Abtreibung und brachte seine Ablehnung gegenüber dem Recht auf Schwangerschaftsabbrüche zum Ausdruck. Er bezeichnete Abtreibung als „barbarisch” und erklärte, dass er keine Ausnahmen bei Vergewaltigung und Inzest akzeptiere. Dabei lässt er die Frage offen, wie „barbarisch“ es u.a. ist, Frauen, die Opfer von Vergewaltigung und Inzest wurden, jegliches Selbstbestimmungsrecht abzusprechen und sie in eine erzwungene Mutterschaft zu drängen.

Die frauenfeindlichen Äußerungen des Kardinals spiegeln die Haltung der katholischen Kirche zu diesem Thema wider und stellen nicht nur einen Angriff auf das Selbstbestimmungsrecht der Frauen dar, sondern ignorieren die komplexen, persönlichen und oft traumatischen Umstände, unter denen Frauen sich für eine Abtreibung entscheiden. Das Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch ist in Luxemburg gesetzlich verankert. Dass der Kardinal den Gebrauch dieses Rechts als „falsche Entscheidung” abtut, zeigt eine gravierende Missachtung der individuellen Entscheidungsfreiheit und des menschlichen Leidens, das mit solch schwierigen Situationen einhergeht und unterstreicht noch einmal ausdrücklich, welche Stellung Frauen in der Weltanschauung der katholischen Kirche haben. Auch der Papst hielt sich bei seiner Visite in Luxemburg nicht mit patriarchalischen Äußerungen zurück und forderte die Einwohner*innen Luxemburgs dazu auf, mehr Kinder in die Welt zu setzen. Familienplanung und Sexualität sind und bleiben Privatsache und weder dem Papst noch der katholischen Kirche steht es zu, sich hier einzumischen.

Wir fordern von der katholischen Kirche und ihren Vertretern, den Dialog über Abtreibung und Frauenrechte auf der Basis von Respekt, Empathie und Verständnis für die Komplexität der Thematik zu führen, anstatt auf moralische Verurteilungen und dogmatische Positionen zu setzen.

Mitgeteilt von CID Fraen an Gender, Femmes en Détresse, Femmes socialistes, déi gréng, déi jonk gréng, déi Lénk, OGBL Equality, Passerelle, Planning Familial und Sweet Joséphine, am 18. September 2024