Nachdem die SES-Direktion am 29. März 2023 eine mögliche Fusion zwischen SES und Intelsat angekündigt hat, macht sich der OGBL, die Mehrheitsgewerkschaft im Unternehmen, Sorgen um die Zukunft der Beschäftigten des luxemburgischen Satellitenkonzerns.
Bereits seit mehreren Monaten kursieren Gerüchte über eine mögliche Fusion. Die SES-Direktion scheint versucht zu haben, den Weg dafür zu ebnen, indem sie einen neuen, tiefgreifenden Reorganisationsprozess eingeleitet hat.
Im Februar informierte die SES-Direktion die Personalvertreter der verschiedenen SES-Einheiten (nicht nur in Luxemburg, sondern auch im Ausland, insbesondere in Deutschland und den Niederlanden) über eine künftige interne Reorganisation. Im März informierte Steve Collar, CEO von SES, die 650 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Luxemburg offiziell über die tiefgreifende Umgestaltung von SES zu einer “marktorientierten Organisation”, die “ihrem Auftrag gerecht wird”.
In den vergangenen Wochen wurden den Mitarbeitern – vor allem dem mittleren und höheren Management – nach und nach neue Stellen angeboten, aber auch einvernehmliche Kündigungen ausgesprochen.
Zur Erinnerung: Der in Luxemburg ansässige Satellitenbetreiber hat in den letzten Jahren eine ziemlich unruhige Zeit mit mehreren kleineren und größeren Umstrukturierungen hinter sich, darunter ein letztes großes Umstrukturierungsprogramm im Jahr 2020 (“Simplify and Amplify”, S&A), das im August 2020 in letzter Minute zum Abschluss eines Plans zur Aufrechterhaltung der Beschäftigung (plan de maintien de l’emploi, PME) und zur Verlängerung dieses PME im Jahr 2022 (er läuft am 31. August 2023 aus) geführt hat. Rund 50 Beschäftigte konnten und können durch die Aushandlung dieses PME gerettet werden, der einerseits interne Umschulungsmaßnahmen auf (bestehende und künftige) freie Stellen und andererseits die Einführung staatlicher Instrumente wie Anpassungsvorruhestand, befristete Wiederbeschäftigungsbeihilfen und Einstellungsbeihilfen vorsieht. Folglich ist die Beteiligung des Staates an diesem Umstrukturierungsprozess nicht unerheblich.
Dies hat SES jedoch nicht daran gehindert, im Jahr 2020 eine Niederlassung in Bukarest zu eröffnen und seine Aktivitäten in Rumänien rasch auszubauen, während der Staat in Luxemburg Maßnahmen zur Erhaltung von Arbeitsplätzen finanziell unterstützt. Die Aktivitäten in Rumänien hätten auch in Luxemburg angesiedelt werden können, da es in Betzdorf weder an Platz noch an Personal mangelt.
Die Bestätigung von SES, dass Fusionsverhandlungen mit Intelsat SA geführt werden, weckt unangenehme Erinnerungen und der OGBL fragt sich, ob die Arbeitsplätze in Luxemburg erhalten bleiben, da Fusionen in der Regel mit Stellenabbau verbunden sind.
Deshalb fordert der OGBL den Minister für Kommunikation und Medien, Premierminister Xavier Bettel, auf, seiner Verantwortung gerecht zu werden und dafür zu sorgen, dass die Interessen der Arbeitnehmer bei den Verhandlungen und beim Abschluss dieser möglichen Fusion gewahrt bleiben. Der Staat ist mit 33,3% der Stimmrechte im Verwaltungsrat ein wichtiger Aktionär von SES. Daher müssen Garantien verlangt werden, dass es zu keinem Personalabbau kommt und dass SES die Mehrheit an dem neuen Unternehmen behält, das aus der Fusion hervorgehen wird. Jede Vereinbarung, die ausschließlich durch steuerliche Überlegungen, Kosteneinsparungen, Personalabbau und die Schwächung des Standorts Luxemburg motiviert ist, muss abgelehnt werden.
Schließlich stellt sich erneut die Frage der Arbeitnehmervertretung im Verwaltungsrat der SES SA. Der OGBL betont, dass es sehr bedauerlich ist, dass SES sich bisher geweigert hat, Arbeitnehmervertreter als stimmberechtigte Mitglieder im Verwaltungsrat der SES SA zuzulassen, wie es der OGBL mehrfach gefordert hat. Dies würde den Arbeitnehmern ein Mitspracherecht bei der Entscheidungsfindung innerhalb des Unternehmens ermöglichen und dem Personal die Gewissheit geben, in diesem Entscheidungsgremium vertreten zu sein, wie es das Gesetz vorsieht. Derzeit sind Personalvertreter nur im Verwaltungsrat von SES Astra vertreten, der bis 2001 das Entscheidungsgremium war. Im Laufe der Zeit hat sich die Struktur der Gruppe jedoch stark verändert und wichtige Entscheidungen werden nun in der SES AG getroffen und diskutiert. Eine Personalvertretung im Verwaltungsrat der SES AG ist daher notwendig.
Auf jeden Fall fordert der OGBL den Staat auf, eine aktive Rolle bei den Fusionsverhandlungen zu spielen und sich für den Erhalt der Arbeitsplätze in Luxemburg einzusetzen.
Mitgeteilt vom Syndikat Dienstleistungen und Energie des OGBL den 3. April 2023
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