Imprimerie Fr. Faber

Die Angestellten sollen die Zeche zahlen

Mit großem Staunen mussten die Angestellten sowie die Gewerkschaftsvertreter von OGBL und LCGB feststellen, dass der Verwaltungsrat der Imprimerie Fr. Faber am Dienstagabend eine Pressemitteilung veröffentlichte in der auf die schlechte finanzielle Lage des Unternehmens hingewiesen und ein Restrukturierungsplan angekündigt wurde. Dabei hatte der externe Berater noch einige Stunden vorher in Anwesenheit der Verwaltungsratsmitglieder, der Betriebsleitung, der Personaldelegation, den Gewerkschaftsvertretern und der versammelten Belegschaft, darum gebeten die Lage vertraulich zu behandeln und zurzeit nicht an die Öffentlichkeit zu treten.

Personalversammlung wird zur Farce

Nach zwei sehr kurzfristig einberufenen Informations- und Beratungsversammlungen mit den Personal- und Gewerkschaftsvertretern hatten die Betriebsverantwortlichen für Dienstagnachmittag eine Informationsversammlung für die gesamte Belegschaft einberufen. Hier wurde die prekäre finanzielle Lage des Unternehmens dargestellt sowie die jeweiligen Positionen von den Betriebsverantwortlichen und den Personalvertretern (Personaldelegation und Gewerkschaften).

Ein externer Berater des Unternehmens, hatte während drei Monaten die Lage analysiert und zauberte die ultimative Lösung aus dem Zylinder: massiver Lohnabbau. Das Personal solle aber auch seine Meinung äußern und Position beziehen können; hierzu wolle man den Angestellten sogar eine Überlegungsfrist von einem Tag einräumen. Dass die Verantwortlichen keinen Wert auf die Meinung des Personals legen, zeigt die Pressemitteilung, die sofort nach der Versammlung verschickt wurde, ohne auch nur im Geringsten die Stellungnahme der Angestellten abzuwarten.

Die gesetzlichen Bestimmungen sind strikt einzuhalten!

Das luxemburgische Arbeitsrecht sieht im Falle einer schlechten finanziellen Lage eines Unternehmens vor, dass die Sozialpartner (Management, Personalvertreter und Gewerkschaften) in Gespräche treten um die Lage zu analysieren und nach möglichen Lösungen zu suchen.

Der OGBL wird sich genau an diese gesetzlichen Vorgaben halten und wird sich nicht auf Pseudodiskussionen oder falsche, verfrühte Schlussfolgerungen einlassen.

Deshalb hat der OGBL alle wesentlichen Informationen bei der Direktion angefragt um mit dem genauen Kenntnisstand der Lage in die Vehandlungen treten zu können.

An erster Stelle müssen jetzt die Diskussionen über den, vom Gesetzgeber vorgesehenen „Plan de maintien dans l’emploi“ geführt werden. Eine andere Vorgehensweise wäre falsch und würde zudem gegen das Arbeitsrecht verstossen.

Das Management zäumt das Pferd von hinten auf

Mit der Ankündigung die Lohnmasse massiv senken zu wollen (das gesamte Personal soll auf 20% seines Lohnes sowie auf die jährliche Gratifikation (13. Monatsgehalt) verzichten), und dies auf unbegrenzte Zeit, zieht das Management Schlussfolgerungen, bevor der Sozialdialog überhaupt begonnen hat.

Diese Vorgehensweise ist falsch und äusserst bedenklich.

Der OGBL wird zuerst die Diskussionen führen und anschliessend seine Schlussfolgerungen ziehen und wenn möglich Massnahmen zum Erhalt der Arbeitsplätze vorschlagen.

Die Angestellten tragen keine Schuld an der schlechten finanziellen Lage

Durch eine massive Senkung der Lohnmasse möchte die Imprimerie Fr. Faber rund 660.000 € pro Jahr einsparen. Dabei betonte der Berater des Unternehmens er könne absolut keine Garantie geben, dass diese Maßnahme die Druckerei retten werde. Im Klartext: ein späterer Konkurs ist nicht auszuschließen.

Das Personal soll also für die Fehler des Managements gerade stehen. Ob dabei einige Angestellte mit ihren Familien vor dem Ruin stehen scheint nebensächlich. In diesem Zusammenhang ist die Aussage der Präsidentin des Verwaltungsrats ein Schlag ins Gesicht aller Mitarbeiter: „ Wir wollen den Betrieb retten! Es geht darum, 75 Arbeitsplätze in Mersch zu erhalten und das Überleben eines luxemburgischen Traditionsbetriebs zu erreichen.“

Der OGBL und die Personaldelegation haben seit über zwei Jahren alle Bemühungen unterstützt um die Arbeitsplätze zu erhalten. Das Management hat den Betrieb aber weiter heruntergewirtschaftet, was umso erstaunlicher ist, da die Auftragsbücher voll sind und die Mitarbeiter die Arbeit kaum bewältigen können!

Wir verurteilen aufs Schärfste die Vorgehensweise der Verantwortlichen, die den Betrieb auf Kosten der Belegschaft sanieren möchten und sich das Mäntelchen des Erhalts von Arbeitsplätzen umhängen wollen.

Der OGBL verlangt das strikte Einhalten der gesetzlichen Bestimmungen, ernsthafte Diskussionen über einen „Plan de maintien dans l’emploi“ und die Ausarbeitung eines Business-Plans mit konkreten Zukunftsvisionen für das Unternehmen.

Mitgeteilt vom OGBL-Syndikat Druck, Medien und Kultur – FLTL
am 14. Oktober 2015