Jugendabteilung

Fünf Fragen an Catherine Molitor, die neue Vizepräsidentin der OGBL-Jugend

catherine_molitor„Der Praktikant darf keine reguläre Arbeitsstelle ersetzen und somit zu einer billigen Arbeitskraft werden.“

Aktuell: Catherine Molitor, Du bist ein Mensch der gerne aktiv ist. Was bedeutet für Dich ein Engagement?

Catherine Molitor: Von Haus aus wurde uns vorgelebt, dass eine Gemeinschaft nur durch soziale Verantwortung und durch ein Miteinander funktionieren kann. Engagement bedeutet für mich, zum Beispiel eine Position zu beziehen, und diese nicht bei der kleinsten Schwierigkeit aufzugeben. Schon in meiner Jugend habe ich im Sport und bei den „Guiden“ freiwillig Verantwortungen übernommen. Seit 2013 bin ich in der Personaldelegation vom CHEM und kurze Zeit später, wurde ich Mitglied in der Jugendgewerkschaft. Außerdem bin ich im Vorstand der „Association nationale des Victimes de la Route“.

Aktuell: Warum lohnt es sich als junger Mensch Mitglied beim OGBL zu sein?

Catherine Molitor: Für junge Menschen, die ins Berufsleben einsteigen, sei es in einer Ausbildung oder nach dem Studium, ist es wichtig zu verstehen, dass frühere Generationen Rechte und Arbeitsbedingungen erkämpft und beeinflusst haben. An uns liegt es nun diese Errungenschaften zu verteidigen und gegebenenfalls zu verbessern.

Aktuell: Welche Themen liegen Dir besonders am Herzen?

Catherine Molitor: Die Gesundheits- und Familienpolitik liegen mir besonders am Herzen, da ich ja beruflich im Gesundheitssektor tätig bin. Weiter interessiere ich mich für die Schul- und Ausbildungspolitik. Ich finde zum Beispiel, dass außerschulische Praktika qualitativ hochwertige Lerninhalte und angemessene Arbeitsbedingungen bieten müssen, und kein billiger Ersatz für reguläre Arbeitsplätze sein dürfen.

Aktuell: Was sind denn genau die Probleme, auf die junge Menschen in einem Praktikum stoßen?

Catherine Molitor: Praktika, die während der Schulausbildung absolviert werden müssen, sind reglementiert, die jedoch, die außerschulisch stattfinden, sind es nicht. Diese sind nicht bis in die Einzelheiten gesetzlich bestimmt. Es gibt Praktika, die über mehrere Monate laufen und es ist dem Arbeitgeber überlassen, ob der Praktikant eine finanzielle Entschädigung bekommt oder nicht. Es werden auch weiter keine Beiträge in die Sozialkassen einbezahlt, so dass der Praktikant nicht sozial abgesichert ist. Wenn man während seines Praktikums erkrankt, hat man eben Pech. Aber vor allem kann der Arbeitgeber den Praktikanten jederzeit ohne Angaben von irgendeinem Motiv vor die Tür setzen!

Aktuell: In Eurem Jugendkomitee habt Ihr eine Stellungnahme ausgearbeitet. Welche Forderungen stellt die OGBL-Jugend?

Catherine Molitor: Wir haben neun Forderungen aufgestellt, die in unseren Augen unabdingbar sind, um die Rechte eines Praktikanten zu stärken. Ein Praktikum muss ein pädagogisches Ziel haben. Der Praktikant darf keine reguläre Arbeitsstelle ersetzen und somit zu einer billigen Arbeitskraft werden. Wir fordern, dass es einen Vertrag zwischen Arbeitgeber und Praktikant geben muss. Eine qualifizierte Referenzperson muss den Praktikanten bei seiner Tätigkeit unterstützen und begleiten. Nach Be-endigung des Praktikums sollen erlernte Kompetenzen und Qualifikationen bescheinigt werden. Es ist wichtig, dass der Praktikant eine finanzielle Entschädigung erhält und sozial abgesichert ist. Die Praktika dürfen nicht länger als drei Monate dauern. Nach Abschluss einer Ausbildung brauchen junge Menschen eine feste Arbeitsstelle und kein unbezahltes Praktikum. Und junge Berufsanfänger müssen gezielter über ihre Rechte aufgeklärt und informiert werden.