Knapp einen Monat vor Schulbeginn hat die Gesundheitsministerin bei der Pressekonferenz vom 11. August in groben Zügen die Strategie für die Schulen vorgestellt. Einzige Änderung: das regelmäßige Testen soll an den weiterführenden Schulen nach 6 Wochen eingestellt werden, bis dahin könnten diese Schüler sich impfen lassen.
Darüber hinaus scheint die Regierung auf Altbewährtes zu setzen. Maskenpflicht im Schulgebäude ab 6 Jahren, Stufenplan samt großangelegter Kontaktverfolgung, Schnelltests und lüften, lüften, lüften. Schüler und Lehrer sollen sich also warm anziehen, es geht wieder los: Durchzug, umherfliegende Blätter, peitschender Regen auf dem Fenstersims, klirrende Kälte trotz permanent laufender Heizungen (Klimaschutz und Heizeffizienz?), Altbewährtes eben.
Die Anschaffung von Luftfiltern wurden im letzten Jahr schnell verworfen: zu teuer, wartungsintensiv, ja sie würden sogar ein Gefühl falscher Sicherheit vermitteln. Dieser merkwürdigen Logik folgend, müssten auch alle Treppengeländer abmontiert werden, oder auch die Sicherheitsgurte im PKW, da sie offensichtlich ein falsches Sicherheitsgefühl verursachen könnten… Dabei wäre das Einrichten einer Entlüftungsanlage schnell und kostengünstig machbar.
Bereits im Januar 2021 wunderte sich der Berliner Virologe Christian Drosten über die Untätigkeit der Kultusminister und kritisierte das Fehlen von praktischen Lösungen: „Wie etwa Fensterscheiben rauszuschneiden und zu ersetzen durch ein Stück Pappe mit einem Ventilator drin. Aber dann wurde die Infektiosität von Kindern so lange negiert und nichts gemacht, keine Entscheidung getroffen über so viele Monate, über den Sommer. Das war für mich schon sehr, sehr erstaunlich.“ (Der Spiegel 22.01.2021). Passiert ist bisweilen noch immer nichts.
In der Zwischenzeit hat sich die Delta-Variante etabliert und die Sommerferien sind in Luxemburg fast verstrichen. Während die Schüler mit Coding fit für die Zukunft gemacht werden sollen, fehlt in der Grundschule, deren Schüler noch nicht mit einem Impfangebot rechnen dürfen, eine langfristige Strategie und ein kohärenter Maßnahmenkatalog. Erfahrungsgemäß besteht die Aussicht, dass das Bildungsministerium, in letzter Minute, kurz vor Schulstart, schnell ein paar Maßnahmen in die Schulen sendet, die das Unterrichtspersonal in kürzester Zeit umsetzen muss.
Das SEW/OGBL fordert vom Bildungsminister eine längerfristige, mutige Strategie, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen fußt, und einen Maßnahmenkatalog, der dem Umstand Rechnung trägt, dass das gesamte Lehrpersonal, die Erzieher und alle Eltern ein Impfangebot erhalten haben.
Des Weiteren sollen auch die langfristigen, psychologischen Auswirkungen vom Tragen der Masken in der Schule und womöglich auch im Unterricht, sowie von der Einhaltung von Distanz auf die Kinder berücksichtigt werden. Auch der Druck, der auf den Schülern lastet, wenn sie zu „Ecartement light“, resp. „Ecartement“ oder schlussendlich „Quarantaine mit Homeschooling“ verdonnert werden, sollten nicht minimiert werden.
Das SEW/OGBL erwartet, dass diese Maßnahmen in einem wahren Dialog zwischen Lehrpersonal, Eltern und Kindern und Experten erarbeitet werden, und dies nicht nur wenige Stunden vor Schulbeginn.
Wir müssen auch in der Schule lernen mit dem Virus zu leben.
Mitgeteilt vom OGBL-Syndikat Erziehung und Wissenschaft (SEW) am 26. August 2021
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