Sekundarunterricht

Screen-Life-Balance auf Kosten des Sprachenunterrichts?

Im Rahmen der Kampagne „Sécher digital – Fir eng gesond Screen-Life-Balance“ möchte Bildungsminister Claude Meisch Kultur und Bewegung im schulischen und außerschulischen Umfeld fördern. Dieser Ansatz ist grundsätzlich löblich, geht aber auf 6ème und 5ème classique und général auf Kosten des Sprachenunterrichts: So sollen auf 6ème und 5ème classique durch das Einführen einer zusätzlichen Sportstunde eine Stunde Deutsch und eine Stunde Englisch entfallen. Auf 6ème und 5ème général soll die zusätzliche Sportstunde auf Kosten des Französischunterrichts und eines Optionsfachs gehen.

Wie für Minister Meisch typisch, wurde dieses Projekt ohne vorherige Absprache mit den Lehrkräften und ihren Fachverbänden und Gewerkschaften zuerst der Presse und dann der Abgeordnetenkammer vorgestellt. Bildung im Dialog sieht anders aus.

Für das SEW/OGBL ist klar: Weniger Sprachenunterricht wird unweigerlich mit geminderten Sprachkenntnissen einhergehen. Dabei ist gerade die Mehrsprachigkeit ein großer Vorteil im multikulturellen Luxemburg. Außerdem wird diese Bildungspolitik im ESG für weniger Bildungschancen sorgen: Gerade diejenigen Schüler, die einen Cours de base in den Sprachen besuchen, werden durch diese Reform noch weniger Zeit haben, an ihren Lernrückständen zu arbeiten und riskieren dadurch, nach der 5ème keinen Zugang auf ihre Wunschsektion zu erhalten, da ihnen die Kompetenzen und Notenschnitte hierfür fehlen.

Für mehr Screen-Life-Balance könnte man aber auch mit gezielter Leseförderung im Sprachenunterricht sorgen: zum Beispiel durch Lektüreprojekte, die Freude am Lesen fördern und auch abseits des Unterrichts den Griff zum Buch statt zum Bildschirm fördern. Auch ein Optionskurs kann dafür sorgen, dass Jugendliche weniger Freizeit vor Bildschirmen verbringen.

Das SEW/OGBL möchte noch einmal darauf hinweisen, dass ein national einheitliches Konzept zur Smartphonenutzung in den Sekundarschulen ein besseres Resultat in puncto Screen-Life-Balance erzielen würde als das aktuelle Vorhaben des Ministers, welches die Verantwortung für die Handynutzung auf die einzelnen Schulen abwälzt. Eine durchdachte Screen-Life-Balance darf sich nicht nur auf Handybildschirme beschränken: Wir brauchen ein klares Konzept zum Einsatz digitaler Medien, wie dem iPad, dessen Nutzung von Minister Meisch massiv, aber leider völlig konzeptlos gefördert wurde. Nach wie vor warten die Sekundarschulen zudem darauf, dass Kopien für Schüler endlich kostenlos werden, wie mehrfach versprochen wurde. Auch dies würde für eine gesündere Screen-Life-Balance sorgen, denn allzu oft werden iPad und Co lediglich als teuren Ersatz für Heft und Buch verwendet.

Mitgeteilt vom Syndikat Erziehung und Wissenschaft des OGBL (SEW/OGBL),
am 27. Februar 2025