Ausgerechnet im Sozialwahljahr hat die Gewerkschaft Aleba sich starker Kritik zu erwehren. Sie hat einen Kollektivvertrag unterschrieben, der den exzellenten wirtschaftlichen Resultaten im Bankenwesen nicht gerecht wird. Die Lohnentwicklung bleibt weit unter dem was gemäß der gestiegenen Produktivität und den Betriebsgewinnen angebracht gewesen wäre.
Die Aleba hat ebenfalls einer weiteren Verschlechterung des Lohnsystems des Bankenpersonals zugestimmt. Noch stärker als bisher wird das Personal einer entwürdigenden Bewertungsmaschinerie unterworfen werden, die zum einzigen Zweck hat, die Arbeitsintensität, den Leistungsdruck und die Sozialängste der Bankangestellten weiter zu erhöhen.
Durch das allgemein schwindende Vertrauen des Bankenpersonals in die Durchsetzungsfähigkeit der Aleba ist diese jetzt nach dem schlechten Ausgang der Vertragsverhandlungen in arge Erklärungsnot geraten.
Der OGBL streitet der Aleba selbstverständlich nicht das Recht ab, sich rechtfertigen zu versuchen und Schadensbegrenzung zu betreiben. Was er aber nicht zu tolerieren bereit ist, sind die von der Aleba gegen ihn gerichteten beleidigenden Unterstellungen und Frechheiten. Der Unabhängige Gewerkschaftsbund Luxemburgs hat sich weder der „Hypokrisie“ noch des „Opportunismus“ schuldig gemacht. Diese polemischen Rundumschläge des Aleba-Präsidenten lassen tief blicken. Fällt der angeschlagenen Aleba-Spitze nichts Besseres mehr ein, als anderen das eigene tarifpolitische Versagen in die Schuhe schieben zu wollen?
Der OGBL ist nicht verantwortlich dafür, dass die Aleba trotz ihrer sehr knappen Mehrheit von 51% bei der Berufskammerwahl im Banken- und Finanzbereich im Jahre 2003 (1998 waren es noch 68%) ihre tarifpolitischen Alleingänge fortgesetzt hat. Statt einer soliden und korrekten Zusammenarbeit mit der stärksten Gewerkschaft Luxemburgs verirrte sich die Aleba weiterhin in der arroganten Illusion, dass sie sich tarifpolitisch irgendwie über Wasser halten würde. Dabei hätten die warnenden Vertragsabschlüsse der letzten Jahre sie längst eines Besseren belehren müssen.
Der OGBL ist gleichfalls nicht schuld an den fundamentalen Organisationsdefiziten und der mittlerweile sehr begrenzten Handlungsfähigkeit einer rein sektoriellen Gewerkschaft wie es die Aleba eine ist. Das Bankenpatronat nutzte bei den Kollektivvertragsverhandlungen diese zukunftslose Schwäche der Aleba noch einmal so richtig voll aus.
Niemanden hat es verwundert, dass von Verhandlungsbeginn an die Provokationen und die aggressiven Forderungen des Bankenpatronats gegen das Personal der Banken nichts an der hilflosen Passivität der Aleba änderten. Der gewerkschaftliche Gegendruck der Aleba blieb weitgehend aus, weil sie es eben historisch nicht mehr fertig bringt, ihn zu organisieren. Dabei wäre die gewerkschaftliche Gegenwehr des Bankenpersonals das einzige Mittel gewesen, um die aggressiven Vertragsziele der ABBL stoppen zu können.
Die dann am Ende des Schlichtungsverfahrens von der ABBL vorgeschlagenen separaten Verhandlungen waren eine reine Farce und besiegelten den Lauf der Dinge. Das Bankenpatronat diktierte ihren Vertragstext der Aleba vor und bot ihr nur mehr ein einziges Zuckerbrot an: die Unterschrift unter einen für das Bankenpersonal unzureichenden Kollektivvertrag. Die Aleba unterschrieb, weil ihr aus existenziellen und wahltaktischen Gründen nichts anderes mehr übrig blieb. Dies spricht der Präsident der Aleba an, wenn er seine Unterschrift unter den Vertrag als „verantwortungsvolle Haltung“ bezeichnet. Dass die Aleba dabei ihren gewerkschaftlichen Forderungskatalog liquidierte läßt er unerwähnt.
Aus all diesen Gründen sind die arroganten Attacken und Niederträchtigkeiten des Aleba- Präsidenten gegen den OGBL völlig fehl am Platz. Der OGBL hält sich strikt an seine Statuten und an die darin eingeschriebenen demokratischen Regeln: in geheimer Wahl lehnten die OGBL-Personaldelegierten aus dem Bereich des Bankenkollektivvertrags das Verhandlungsresultat der Aleba mehrheitlich und völlig souverän ab.
Für die Personalvertreter sind die kollektivvertraglichen Forderungen des Bankenpersonals eben ungenügend berücksichtigt worden. Und ihre Abstimmung gilt es absolut zu respektieren. Das Syndikat Banken und Versicherungen des OGBL steht hinter den tarifpolitischen Zielen und den Forderungen des Bankenpersonals und es wird sich diese nicht von der Aleba vorschreiben lassen. Und dies ist der einzige Weg, um den Kollektivvertrag im Interesse des Bankenpersonals wieder auf die Beine zu stellen!
Mitgeteilt vom Syndikat Banken und Versicherungen des OGBL am 5. Februar 2008
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