1916 Gründung der großer Gewerkschaften in der Stahlindustrie: Luxemburger Berg- und Hüttenarbeiterverband (BHAV) in Esch und Luxemburger Metallarbeiterverband (LMAV) in Luxemburg. Sie fusionierten 1920 unter dem Namen Luxemburger Berg- und Metallindustriearbeiterverband (LBMIAV)
1917 (31. Mai – 9. Juni) Streik gegen die anhaltende Verschlechterung der Lebensbedingungen; Intervention der deutschen Besatzungsmächte
1918 Gründung der Confédération Luxembourgeoise du Travail (CLT) mit dem Ziel, Arbeiter, Angestellte und Beamte in einer Gewerkschaft zusammenzuführen. Das Projekt scheitert, und die CLT vertritt, wie ihr Vorgänger, das Cartel syndical und ihre Nachfolger die Union Luxembourgeoise des Fédérations Syndicales (ULFS)und nach dem Zweiten Weltkrieg die Confédération Générale du Travail du Luxembourg (CGT), nur die freien Gewerkschaften
1918 Einführung des Achtstundentages (Großherzoglicher Erlass vom 14. Dezember)
1919 (26. April) Großherzoglicher Erlass zur Einsetzung von Betriebsräten
1921 die den katholischen Organisationen nahestehenden Arbeiter verlassen den LBMIAV und gründen den Lëtzebuerger Chrëschtleche Gewerkschaftsbond (LCGB).
1921 grosser März-Streik nach Massenentlassungen in Differdingen, Rodingen und Steinfort: Scheitern nach drei Wochen und Eingreifen der luxemburgischen und französischen Ordnungskräfte; Abschaffung der Betriebsräte nach Fabrikbesetzungen durch Streikende (wieder eingesetzt 1925)
1924 (24. April) Gesetz von zur Schaffung der Berufskammern, einschließlich der Arbeiterkammer und der Kammer der Privatangestellten
1936 (12. Januar) Demonstration organisiert vom LBMIAV und dem LCGB, bei der 40.000 Arbeiter bessere Löhne und ein Kollektivvertragsgesetz fordern: Einrichtung eines nationalen Arbeitsrates, der paritätisch zusammengesetzt und beauftragt ist Arbeitskonflikte zu prüfen und eine Lösung durch Verhandlung zu finden, erste Kollektivverträge in der Schwerindustrie; Garantie der gewerkschaftlichen Freiheiten
1937 Referendum und Ablehnung des „Maulkorbgesetzes“
1944 Gründung des Lëtzebuerger Arbechter-Verbandes (LAV), Nachfolger des LBMIAV. 1945 führte ein Konflikt zwischen Kommunisten und Sozialisten zur Gründung des kommunistischen Fräie Lëtzebuerger Arbechterverbandes (FLA)
1944 (30. Dezember) Großherzoglicher Erlass zur Einführung des sozialen Mindestlohns, der ab 1951 automatisch an die Lebenshaltungskosten angepasst wird
1946 Einführung des 1. Mai als gesetzlicher Feiertag ab dem 1. Mai 1946
1947 (20. Oktober) Gesetz zur Einführung der Familien- und Geburtszulage
1948 (21. Mai) Aufnahme von Begriffen wie das Recht auf Arbeit, soziale Sicherheit, Gesundheitsschutz, Ruhezeiten der Arbeitnehmer und die Garantie der gewerkschaftlichen Freiheiten in die überarbeitete Verfassung
1953 (4. Februar) 24-Stunden-Streik in der Stahlindustrie zur Reduzierung der Arbeitszeit von 56 auf 48 Stunden pro Woche ohne Lohnausfall in Betrieben mit ununterbrochenem Produktionsprozess (48-Stunden-Woche in den Fabriken einem Lohnausgleich von 67% ab 1. Januar 1955)
1955 (18.-25. April) Bergarbeiterstreik für die 40-Stunden-Woche und einen garantierten Wochenlohn (44-Stunden-Woche, 1956 eingeführt in Bergwerken und Fabriken durch Einführung von 16 zusätzlichen Ruhetagen neben den 10 gesetzlichen Feiertagen)
1958 Nationale Demonstration von 20.000 Arbeitern aus der Stahl- und Bergbauindustrie für einem neuen Kollektivvertrag (gemeinsam organisiert von LCGB und LAV). 1959 führt das Schiedsverfahren des Schweizer Professors Henri Rieben, enger Mitarbeiter von Jean Monnet, zu einer Lohnerhöhung von 1 Franken pro Stunde („Rieben Franken“) und vermeidet einen erneuten Streik
1965 (12. Juni) Kollektivvertragsgesetz: Verhandlungspflicht, nationale Repräsentativität, Lohnindexierung
1966 löst sich die FLA auf und seine Mitglieder treten dem LAV bei
1966 (21. März) Gesetz zur Schaffung des Wirtschafts- und Sozialrates, ein beratendes Gremium zusammengesetzt aus den Führungskräften der Arbeitgeberverbände, der wichtigsten Gewerkschaften und Experten der Regierung
1970 (9. Dezember) Gesetz zur schrittweisen Verkürzung der Arbeitszeit der Arbeiter von 48 auf 40 Stunden pro Woche bis zum 1. Januar 1975 (Gesetz vom 12. November 1971 für die Privatangestellten)
1973 (9. Oktober) Aufruf zur Demonstration und zum Generalstreik des LAV, dem etwa 30.000 Arbeiter folgten, mit einem Katalog von 14 Forderungen (Schwerpunkt auf Bereichen wie Gesundheit, Bildung, Reform der sozialen Einrichtungen, Wohnungswesen)
1974 (6. Mai) Gesetz zur Schaffung gemischter Betriebsräte in den Betrieben und zur Arbeitnehmervertretung in Aktiengesellschaften
1975 Einführung der fünften bezahlten Urlaubswoche (Aufhebung der Altersklausel); Verallgemeinerung der Lohn- und Gehaltsindexierung
1977 (24. Dezember) Gesetz zur Schaffung des dreigliedrigen Koordinierungsausschusses (Tripartite), in dem Vertreter der Arbeitgeber, der repräsentativen Gewerkschaften und der Regierung zusammenkommen, um die Vollbeschäftigung wiederherzustellen. Einführung des Vorruhestands für Stahlarbeiter; außergewöhnliche Arbeiten; Schaffung einer Anti-Krisen-Abteilung (DAC)
1979 Gründung des Onofhängege Gewerkschaftsbond Lëtzebuerg (OGBL). Er enstand aus der Idee alle Gewerkschaften Luxemburgs in einer Einheitsgewerkschaft zu fusionieren, eine Idee die der LAV seit den 1960er Jahren verteidigte. Trotz vielversprechenden Verhandlungen im Herbst 1978 scheitert der Plan einer Einheitsgewerkschaft. Nur der LAV und die FGIL gliedern sich in den neuen Bund ein. Allerdings tritt die überwiegende Mehrheit der Führungskräfte der FEP und ein Teil der ALEBA dem OGBL bei, der schnell die erste Gewerkschaft des Landes wird
1982 Demonstration der CGT vom 27. März und Generalstreiks vom 5. April („D’Fangeren ewech vum Index“) gegen die Änderung des Mechanismus der Indexierung nach der Abwertung des belgischen Frankens am 20. Februar 1982
1984 (15. April) Demonstration des OGBL auf der Place d’Armes in Luxemburg, um gegen den Plan der Regierung zu protestieren, 28 Milliarden Staatsschulden für den Pensionsfonds zu erlassen („Renteklau“)
1990 Nach der Mobilisierung für den für den 9. Oktober angekündigten Generalstreik erzielt der OGBL am 20. September eine Einigung mit der Regierung, die einige wesentliche Verbesserungen bei den Renten vorsieht
1992 (24. Februar) beschließt der OGBL-Nationalvorstand eine neue Mobilisierung für einen Generalstreik, der für den 24. April geplant ist, um das Regierungsreformprojekt der Krankenversicherung abzulehnen. Infolge des Gewerkschaftsdrucks zieht die Regierung ihren ursprünglichen Plan zurück
1993 (13. Juli) Gesetz über die Berufskammern: Das Wahlrecht bei Sozialwahlen wird schließlich Nicht-Luxemburgern zuerkannt
1998 (19. Juni) Gesetz zur Einführung einer Pflegeversicherung, um Pflegebedürftigen eine optimale Pflege zu Hause in ihrem familiären Umfeld zu ermöglichen
1999 (12. Februar) Gesetz zur Umsetzung des Nationalen Aktionsplans für Beschäftigung von 1998 („PAN“) zur Schaffung des Elternurlaubs (6 Monate pro Kind) und eines Urlaubs aus familiären Gründen (zwei Tage pro Kind und Jahr)
2001 (14. Januar) außerordentliche Konferenz der ACAL (Berufsverband und Hilfsverein der Autofahrer in Luxemburg), die beschließt, den Landesverband (FNCTTFEL) zu verlassen und dem OGBL beizutreten. Der OGBL überschreitet die Schwelle von 50.000 Mitgliedern
2001 (18. Juli) Abschluss der Rundtischgespräche über die Renten („Rentendësch“). Der OGBL erzielt bedeutende Erhöhungen
2003 (9. Oktober) Eingliederung der „FEP-FIT et Cadres“ in den OGBL
2004 (30. Juni) Gesetz über kollektive Arbeitsbeziehungen, das die gewerkschaftliche Repräsentativität in einem Sektor definiert und die Rechtsgrundlage für Vereinbarungen über den interprofessionellen Sozialdialog und die Aushandlung von Rahmenverträgen einführt
2005 letzte traditionelle Feier des 1. Mai unter dem Banner der CGT. Ab 2006 wird der Festzug durch ein „Fest der Arbeiten und der Kulturen“ im Kulturzentrum Abtei Neumünster ersetzt. Diesem geht eine Sitzung des Erweiterten Nationalvorstands voraus, bei der der Präsident das sozio-politische Programm des OGBL vorstellt
2005 (9. Dezember) die FLTL (Luxemburgs Bucharbeiterverband), 1864 unter dem Namen d’Association typographique/Buchdruckerverein gegründet, schließt sich dem OGBL an
2008 (13. Mai) Gesetz zur Schaffung des Einheitsstatuts. Am 1. Januar 2009 fusionieren die ehemalige Arbeiterkammer und die Privatangestelltenkammer zur Arbeitnehmerkammer. Auch die bestehenden Krankenkassen werden aufgelöst um in die Nationale Gesundheitskasse überzugehen. Einheitliche Personaldelegationen in den Betrieben; Grundsatz der Uniformität von Kollektivverträgen (Umsetzung während einer Übergangszeit von 2009 bis 2013), Harmonisierung nach oben der Überstunden, der Abgangsentschädigung und des Krankengeldes
2009 (16. Mai) große nationale Gewerkschaftsdemonstration „Gemeinsam gegen jeden Sozialabbau“, an der mehr als 30.000 Teilnehmer im Kontext der Wirtschafts- und Finanzkrise von 2008 teilnahmen
2010 (12. April) Scheitern der trilateralen Verhandlungen (Tripartite) infolge der Veröffentlichung der von Finanzminister Luc Frieden vorgeschlagenen Sparmaßnahmen. Zweierabkommen zwischen Regierung und Gewerkschaften vom 29. September; neue Modulation des Index für 2011, nach dem Scheitern der Tripartite im Herbst 2011, in den Jahren 2012 und 2013. Rückkehr zur normalen Funktionsweise der Lohnindexierung im Jahr 2014
2010 (16. September) gewerkschaftsübergreifende Demonstration auf der Place Clairefontaine gegen die Diskriminierung von Grenzgängern bei Familienzulagen und Stipendien
2012 (21. Dezember) Gesetz zur Reform der Rentenversicherung. Trotz der Widerstände der Gewerkschaften wird das Rentensystem durch diese Reform verschlechtert, wobei die Höhe der persönlichen Mindestrente über einen Zeitraum von 40 Jahren allmählich abnimmt. Die Arbeitnehmer werden aufgefordert, ihre aktive Laufbahn zu verlängern, um die Höhe ihrer Rente zu erhalten, und die Jahresendvergütung wird an die finanzielle Situation der Pensionskasse gebunden
2014 (28. November) Vereinbarung zwischen der Regierung und den nationalrepräsentativen Gewerkschaften, die die Auswirkungen des neuen Sparpakets der Regierung, das als „Zukunftspaket“ bezeichnet wird, abschwächt. Anschließend setzt sich der OGBL in den Jahren 2015 und 2016 für ein „Sozialpaket“ ein, um den durch die Krise 2008 verursachten Kaufkraftverlust auszugleichen.
2015 (23. Juli) Gesetz zur Reform des Sozialdialogs in den Betrieben: Abschaffung der gemischten Betriebsräte; die Zeitguthaben, Informationsrechte und der Kündigungsschutz der Arbeitnehmervertreter werden verstärkt
2016 (21. März) Scheitern der Regierungsverhandlungen mit Arbeitgebern und Gewerkschaften zur Reform der „Arbeitszeitorganisation-Komponente “ des PAN-Gesetzes. Anschließend legt der Arbeitsminister einen Gesetzesentwurf vor, der die Verlängerung der Referenzperiode auf maximal vier Monate vorsieht, jedoch mit einer Entschädigung in Form zusätzlicher Urlaubstage. Das Gesetzesprojekt wird von den Arbeitgebern abgelehnt, aber von den Gewerkschaften als akzeptabler Kompromiss akzeptiert
2016 (4. Juni) Demonstration des Gesundheits- und Sozialsektors für die Aufwertung der Berufe und die parallele Entwicklung der beiden, im öffentlichen Dienst geschlossenen, sektoriellen Kollektivverträge mit mehr als 9.000 Teilnehmern
2016 (2. Juli): Ein außerordentlicher Kongress des OGBL nimmt eine Reform der geographischen Struktur des OGBL vor. Die früheren Regionalverbände werden abgeschafft; aus den etwa 60 Lokalsektionen werden 23 neue Sektionen
2017 (16./21. Juni): Nach Jahrzehnten werden durch die Erneuerungen der FHL- und SAS-Kollektivverträge die Laufbahnen der Beschäftigten im Gesundheits- und Pflegesektor an den öffentlichen Dienst angepasst. Ein Streik kann quasi in letzter Minute verhindert werden
2018 (6.-16.6.): In den Pflegeheimen „An de Wisen“/Bettemburg, „Parcs du 3e âge“/Bartringen und „Zitha Senior“/Luxemburg und Petingen streiken die Arbeitnehmer-innen, die unter den FHL-Kollektivvertrag fallen, da die Arbeitgeber in diesen Häusern sich weigern, die vorgesehene Aufwertung im FHL-Vertrag umzusetzen; der längste Streik seit 23 Jahren in Luxemburg. Am Ende kann sich der OGBL auf voller Linie durchsetzen
2020 (1. Juli): Die provisorische Integration des FNCTTFEL-Landesverband in den OGBL wird umgesetzt und das Syndikat Eisenbahnen FNCTTFEL-Landesverband wird das 16. Berufssyndikat des OGBL. Diese historische Entscheidung war im Dezember 2019 mit großer Mehrheit von den jeweiligen Kongressen von OGBL und Landesverband angenommen worden
Die freien Gewerkschaften in Luxemburg, deren direkter Nachfolger der OGBL ist, feiern ihr 100-jähriges Bestehen (1916-2016).
Werfen Sie einen Blick auf die Feierlichkeiten, lesen Sie die Reden, Vorträge, Botschaften…
Hier finden Sie Details zu unserem Buch “100 Joer fräi Gewerkschaften” und dem Dokumentarfilm “Streik!”, sowie ein Interview mit dem Regisseur Andy Bausch und den Text des “Vollekslidd” von Serge Tonnar.
Rückblick auf die großen Siege und Höhepunkte der Gewerkschaftsgeschichte, aber auch auf die bitteren Niederlagen, die erlitten werden mussten. Dieser Überblick über die Kämpfe ist gleichzeitig auch ein Überblick über die Ergebnisse und Erfolge der Gewerkschaften, die inzwischen zu sozialen Errungenschaften geworden sind. Errungenschaften, die es jedoch weiterhin zu verteidigen und jeden Tag aufs Neue zu erweitern gilt.
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