Die Position des OGBL wurde bestätigt

Nach der sehr erfolgreichen Protestkundgebung der Flughafenbeschäftigten vor dem Parlament, wohnte heute Vormittag eine zehnköpfige Delegation des OGBL, bestehend aus Personalvertretern von Cargolux und Luxair, der Orientierungsdebatte über die Luftfahrt in der Abgeordnetenkammer bei.

Zwischen dem 28. September und dem 23. Oktober 2012 hatte der OGBL auf eigene Anfrage hin Unterredungen mit der CSV und der LSAP sowie mit sämtlichen im Parlament vertretenen Oppositionsparteien, also mit déi Gréng, déi Lénk, DP und ADR.
Mit Ausnahme der CSV, übernahmen die Redner aller anderen Parteien Teile oder die Gesamtheit der Argumentation des OGBL zum Dossier Cargolux-Luxair. Der OGBL sieht sich in seiner Vorgehensweise und in seiner Argumentation bestätigt.

Erpressungsversuch des Nachhaltigkeitsministers

Die Regierungsvertreter Wiseler und Frieden hatten ihre Mühe dem Druck der Abgeordneten stand zu halten. Nach wie vor bleiben sehr viele Fragen unbeantwortet, sowohl was den Standort Luxemburg als auch die Strategie von Cargolux und Luxair aber auch was die Rolle von Qatar Airways und das Einsetzen eines neutralen Managements bei Cargolux und zum Teil auch bei Luxair anbelangt. Offen bleibt nach wie vor die Frage nach einer Absicherung der Arbeitsplätze.

Die Kritik der Volksvertreter prallte jedoch unverständlicherweise an den Regierungsvertrern ab. Nachhaltigkeits- und Infrastrukturminister Wiseler offenbarte, dass über die Kollektivvertragsverhandlungen sowohl bei Cargolux als auch bei Luxair die Personalkosten gesenkt werden müssten. Vorgreifend schlussfolgerte er, entweder man finde diesbezüglich eine Einigung, oder es würden Konsequenzen gezogen. Gleichzeitig plädierte er, im Widerspruch dazu, für das Beibehalten des Luxemburger Sozialmodells.

Der OGBL wertet die Drohung Wiselers als inakzeptablen Erpressungversuch gegen die Interessen des Personals.
Der OGBL wird mit den Beschäftigten von Cargolux, Luxair und des Flughafens alle gesetzlichen und gewerkschaftlichen Mittel einsetzen, falls die Regierung weiterhin den sozialen Besitzstand in Frage stellt.

Mitgeteilt vom OGBL-Syndikat zivile Luftfahrt
am 15. November 2012

Cargolux- und Luxair-Demo: Gewerkschaften überreichen Offenen Brief an den Kammerpräsidenten

Monsieur Laurent MOSAR
Président de la Chambre de Députés
23, rue du Marché-aux-Herbes
L-1728 Luxembourg

 

Luxemburg, den 13. November 2012

Offener Brief (Übersetzung aus dem Französischen)

Betreff: Gewerkschaftliche Forderungen im Dossier Cargolux-Luxair-Logistik

Sehr geehrter Herr Präsident,

es gibt noch immer keine Klarheit, was die Zukunft von Cargolux und Luxair sowie des Logistiksektors anbelangt, und dies trotz zwei kürzlich stattgefundener Treffen zwischen den Gewerkschaften und dem Minister für nachhaltige Entwicklung und Infrastrukturen, einerseits, und dem Außenhandelsminister, andererseits.

Abgesehen von einer formellen Zusage die Luxemburger Aktionäre behielten nach der Cargolux-Rekapitalisierung 65% der Aktien,  hat die Regierung die meisten unserer Fragen nicht beantwortet. Unsere Sorgen betreffen die Arbeitsplätze, die Auslagerungs- und Delokalisierungspläne, die Reduzierung der Luftflotte, die Anbindung des Cargo-Center auf Findel, die Entwicklung der Logistik-Plattform, die Kollektivverträge, kurzum: wie steht es um eine kohärente Strategie und das Luxemburger Sozialmodell.

Cargolux ist ein systemisches Unternehmen. Wenn Cargolux abstürzt, bleibt Luxair nicht verschont. In diesem Fall wären nicht nur Tausende von Arbeitsplätzen bei Cargolux und Luxair gefährdet, sondern auch im gewerbsmäßigen Warentransportsektor und im Logistikbereich. Eine weitere Diskussion über den Ausbau der Logistikplattform würde sich in diesem Fall erübrigen.

Dennoch bleibt die Luxemburger Regierung, als Hauptaktionär bei Luxair wie Cargolux, seltsam untätig, ganz als ob jene Tausende von Arbeitsplätzen sie nichts angingen. Die Regierung nimmt die Kündigung der Kollektivverträge bei Cargolux und Luxair stillschweigend hin, wehrt sich nicht gegen die Ansagen beider Geschäftsführungen die Löhne herabsetzen und die Arbeitsbedingungen verschlechtern zu wollen. Die Regierung muss sich endlich ihrer Verantwortung stellen!

OGBL, LCGB und NGL-SNEP fordern seitens der Regierung:

 

  • den Erhalt aller Arbeitsplätze bei Luxair und Cargolux;
  • eine bestimmende Rolle, die dem Aktienanteil von 65% gerecht wird, bei Cargolux;
  • die Rolle von Qatar Airways zu überdenken;
  • Gegenwehr gegen jeglichen Versuch der Zerstückelung, Auslagerung und Delokalisierung, sei es bei Luxair oder Cargolux;
  • die Aufstellung einer kohärenten Strategie für Luxair, Cargolux und die  Flughafen-Plattform insgesamt;
  • den Erhalt der sozialen Errungenschaften;
  • die Rückkehr zum Luxemburger Sozialmodell, das auf einen ehrlichen und transparenten Dialog aufgebaut ist.

Wir bitten Sie, angesichts der vorgetragenem Argumente, unsere Überlegungen und Forderungen in die Orientierungsdebatte in der Abgeordnetenkammer am 15. November 2012 einfließen zu lassen.

Auch bitten wir Sie Ihre Kontrollfunktion wahrzunehmen und die Regierung dazu aufzufordern unseren Forderungen Rechnung zu tragen.

Mit vorzüglicher Hochachtung

 

Für den LCGB Für den NGL-SNEP Für den OGBL
Aloyse Kapweiler Claus Marquardt Hubert Hollerich

Luxair-Direktion kündigt Kollektivverträge

Im Rahmen der Kollektivvertragsverhandlungen für das Luxair-Personal, wurden die Gewerkschaften heute Vormittag zu einer Dringlichkeitssitzung einbestellt, an der neben Generaldirektor Adrien Ney auch Verwaltungsratspräsident Paul Helminger teilnahm. Obwohl die Verhandlungen seit April dieses Jahres auf Basis beider Forderungskataloge geführt wurden, verlangte die Luxair-Direktion nun einen formellen Freibrief von den Gewerkschaften. Mit einem vom Management ausgearbeiteten Abkommen, sollten die Gewerkschaften grundsetzlich ihr Einverständnis geben, ein Herabsetzen der Löhne und ein Heraufsetzen der Arbeitszeit und der Flexibilität zu verhandeln. Andernfalls, so die Drohung der Direktion, werde man sowohl den Kollektivvertrag der ehemaligen Angestellten, als auch jenen der ehemaligen Arbeiter in ihrer Gesamtheit aufkündigen. Das von der Direktion ausgearbeitete Dokument sieht vor, den Forderungskatalog der Gewerkschaften in die Verhandlungen mit einzubeziehen, aber nur sofern dieser dazu beitrage, die Lohnkosten zu drücken. Im Klartext: mit einer glatten Erpressung will die Direktion eine Verschlechterung der geltenden Bestimmungen durchsetzen.

Gewerkschaften lassen sich nicht erpressen

Die Gewerkschaften verweigerten die Unterschrift unter das Dokument, nicht zuletzt deswegen, weil die Luxair-Direktion zu keinem Moment bereit war, die angeblich schwierige Lage anhand von konkretem Zahlenmaterial zu belegen. Die Gewerkschaften sprachen sich klar für eine Fortsetzung der nunmehr 6 Monate andauernden Verhandlungen aus. Sie machten der Direktion klar, dass alle Erpressungsversuche vergeblich seien. Mit der Ankündigung, die bestehenden Kollektivverträge aufzukündigen, stellt sich die Luxair-Direktion auf eine Ebene mit der Cargolux-Direktion, die mit der Duldung der Luxemburger Regierung, dabei ist, das Luxemburger Sozialmodell zu vernichten. Ohne überhaupt im Besitz einer Strategie zu sein, fordert die Direktion gravierende Einschnitte beim Personal. Ein verantwortungsbewusstes Management sollte vor allem in Krisenzeiten positive Signale an das Personal geben und sich für die Absicherung der Arbeitsplätze und für gute Arbeitsbedingungen einsetzen.

Angesichts der Provokation seitens der Direktion, rufen die Gewerkschaften die Luxair-Beschäftigten auf, sich massiv am 13. November 2012 um 16h00 an der Protestveranstaltung vor der Abgeordnetenkammer zu beteiligen.

Mitgeteilt von OGBL, LCGB und NGL-SNEP
am 29. Oktober 2012

Arbeitnehmerausbeutung über den Wolken

Die Billigfluggesellschaften sind auf dem Vormarsch. Auch Luxemburg bleibt nicht von diesem Phänomen verschont, da Easyjet ab dem 29. Oktober Flüge auf der Linie Luxemburg-London durchführen und somit eine Konkurrenz darstellen wird für die drei Fluggesellschaften, die üblicherweise diese Linie bedienen, darunter auch Luxair.

Der OGBL und die Europäische Transportarbeiter Föderation (ETF) hatten am 23. Oktober eine Konferenz zu diesem Thema organisiert.

Die Redner waren François Ballestero von der ETF und Professor Peter Turnbull von der Cardiff University, der eine Studie über die Low Cost-Gesellschaften gemacht hat.

Der Marktanteil der Low Cost-Gesellschaften beträgt in der EU nunmehr durchschnittlich 43%.

Die Low Cost-Gesellschaften führen eine skandalöse Personalpolitik. Sie bieten prekäre Arbeitsverhältnisse an, schreiben den Urlaub vor, stellen Mitarbeiter über Zeitarbeitsfirmen an, diese Angestellten sollen dann nur während der neun flugintensiven Monate arbeiten. Ihren Wettbewerbsvorteil verdanken sie hauptsächlich der Ausbeutung ihres Personals.

Laut Prof.Turnbull ist Ryanair das krasseste Beispiel. Die Arbeitnehmer müssen hier zahlreiche Kosten selbst tragen. Aufgrund der Ausbildung, die der Angestellte selbst bezahlen muss, den Kosten für Uniformen und Unterkunft kommt man dann auf ein Durchschnittsgehalt von knapp 500 Euro nach Abzug dieser Kosten!

Im Allgemeinen sind Gewerkschaften in diesen Gesellschaften unerwünscht. Die Arbeitnehmer haben keine Stimme.

Easyjet gibt zwar an mit den Gewerkschaften zusammenarbeiten zu wollen, verlangt aber von seinen Arbeitnehmern eine in der Form von den Gewerkschaften nicht annehmbare Flexibilität. Wird Easyjet versuchen auch in Luxemburg eine ähnliche Flexibilität einzuführen? Wird das Personal zu Luxemburger Arbeitsbedingungen oder in einem anderen Land eingestellt? Hubert Hollerich vom OGBL sagt hierzu: „Easyjet hat bereits angekündigt, dass die Gesellschaft in Luxemburg keine Arbeitsplätze schaffen wird.“

Siehe Studie: „Die Entwicklung des Low-Cost-Modells in der europäischen zivilen Luftfahrt“ (PDF in englischer Sprache)

Für den Erhalt der Cargolux: OGBL und LCGB demonstrieren am 13. November

Auch nach der Unterredung vom 18. Oktober mit den Ministern Wiseler (Nachhaltigkeit und Infrastrukturen) und Schneider (Wirtschaft und Auβenhandel), bleibt die Ungewissheit bestehen. OGBL und LCGB vermissen Garantien seitens der Regierung in Bezug auf den Erhalt der Arbeitsplätze, gegen die Aufsplitterung des Unternehmens und gegen Outsourcing und Auslagerung. Auch ein klares Bekenntnis zugunsten des Luxemburger Sozialmodells steht aus.

Cargolux ist ein systemisches Unternehmen, von dem der gesamte Logistiksektor in Luxemburg abhängt. Fehlentscheidungen werden nicht nur verheerende Auswirkungen auf die rund 1.300 Beschäftigten bei der Cargolux selbst haben, sondern werden sich auch negativ auf die Arbeitsplätze bei der Luxair und bei den Transportunternehmen auswirken. Tausende Arbeitsplätze sind bedroht. Dennoch verhält sich die Luxemburger Regierung, die immerhin 65 % des Cargolux-Kapitals kontrolliert, im gesamten Dossier viel zu passiv.

Forderungen an die Regierung

OGBL und LCGB fordern die Regierung dazu auf:

  • das Kräfteverhältnis bei mindestens 65 % zugunsten der Luxemburger Aktionäre zu belassen, wenn nicht sogar den Einfluss des Minderheitsaktionärs substantiell zu verringern;
  • dafür zu sorgen, dass bei den bevorstehenden Personalentscheidungen wieder ein neutrales Management eingesetzt wird, das sich den Regeln des Luxemburger Sozialmodells nicht weiterhin widersetzt;
  • die Rolle von Qatar Airways einer ernsthaften Überprüfung zu unterziehen;
  • eine Aufsplitterung der Cargolux in verschiedene Unternehmen, ein Outsourcing und eine eventuelle Auslagerung von Aktivitäten oder gar ganzer Abteilungen mit allen Mitteln zu verhindern;
  • sich endlich klar zum Luxemburger Sozialmodell zu bekennen und sich von der Vorgehensweise der augenblicklichen Generaldirektion, den gekündigten Kollektivvertrag auf Basis des gesetzlichen Minimums neuverhandeln zu wollen, zu distanzieren und sich für die Absicherung der Arbeitsplätze einzusetzen.

Protest unausweichlich

Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, rufen OGBL und LCGB die Beschäftigten der Cargolux auf, sich an einer Protestkundgebung zu beteiligen, die am 13. November 2012 um 16:00 Uhr vor der Abgeordnetenkammer stattfindet. Beschäftigte anderer Betriebe (Luxair, Transportsektor), die in direkter Abhängigkeit zur Cargolux stehen, sowie Bürgerinnen und Bürger, die sich mit den Cargolux-Mitarbeitern solidarisieren und sich mit ihnen gemeinsam für den Erhalt der Cargolux einsetzen möchten, sind willkommen.

Mitgeteilt von OGBL und LCGB
am 22. Oktober 2012

ITF appelliert an Luxemburger Regierung

Die Sektion „zivile Luftfahrt“ der ITF (Internationale Transportarbeiter Föderation), dem Weltverband und Sprachrohr von mehr als 4,5 Millionen Beschäftigten im Transportsektor, tagte vom 2. bis 5. Oktober 2012 in London. Luxemburg war durch den OGBL vertreten, OGBL-Sekretär Hubert Hollerich nahm an der Sitzung teil.

Die behandelten Themen waren eine Analyse der Arbeitsbedingungen des Bodenpersonals, des Flugpersonals und der Fluglotsen in den verschiedenen Teilen der Welt, die Auswirkungen der Billigfluggesellschaften auf die Sozialbedingungen, die Auslagerung und Verlegung ganzer Aktivitätsbereiche und die damit verbundene Diskussion um Sozialdumping, der Sozialdialog auf regionaler und internationaler Ebene. Auch die Diskussionen betreffend Cargolux und das Cargo Center am Flughafen Luxemburg stand auf der Tagesordnung.

Luftfrachtsektor in Luxemburg in Gefahr

In seiner mündlichen Intervention erklärte Hubert Hollerich vor Gewerkschaftsvertretern aus allen Kontinenten die Gefahr für den Logistiksektor seit dem Einstieg von Qatar Airways in das Kapital von Cargolux. Einer Warnung der ETF, dem europäischen Arm der ITF, im Juni letzten Jahres, habe die Politik in Luxemburg keine Rechnung getragen. Nun drohe die Direktion mit Outsourcing der Flugzeugwartung und des Pilotendepartements, wichtige Entscheidungen erfahre man über die internationale Presse, der Kollektivvertrag sei überraschend gekündigt worden, der Sozialdialog sei auf dem Nullpunkt angelangt. Der Minderheitsaktionnär Qatar Airways benehme sich als ob ihm 100 Prozent der Firma gehöre. Die Cargolux habe sich vom Musterbetrieb zum Wild-West-Unternehmen gewandelt. Die Drohung des Interimsdirektors, die Aktivitäten am Cargo Center Luxemburg aus Preisgründen künftig deutlich zurückzuschrauben, habe verheerende Konsequenzen auf die Beschäftigung. Insgesamt gehe es um 7-8.000 Arbeitsplätze, so Hollerich, der die Unterstützung der ITF in dieser Angelegenheit beantragte.

ITF richtet Schreiben an Staatsminister Juncker

ITF-Generalsekretär David Cockroft sicherte dem OGBL die volle Unterstützung auf internationaler Ebene zu. Die ITF entschied sich spontan, einen Protestbrief an die Luxemburger Regierung zu richten, welcher die Belange des OGBL berücksichtigt. In diesem Schreiben wird die Luxemburger Regierung aufgefordert, sich endlich für den Standort Luxemburg mit seinen Tausenden Arbeitsplätzen einzusetzen. Auch wird sie an ihre Zusage vom März 2012 erinnert, die Gewichtung im Cargolux-Kapital auch nach einer Kapitalerhöhung bei 65 Prozent zugunsten der Luxemburger Teilhaber und bei 35 Prozent für Qatar Airways zu belassen.

Auch Gewerkschaftsvertreter anderer Länder zeigten sich schockiert über die Vorgehensweise im Cargolux-Dossier.

Mitgeteilt vom OGBL-Syndikat zivile Luftfahrt
am 5. Oktober 2012