Seit einigen Wochen sorgt der gesamte Bereich der außerschulischen Kinderbetreuung immer wieder für Aufsehen. In der Tat gestaltet die Rentrée sich für die tausenden Angestellten in den sozio-edukativen Einrichtungen sehr schwierig. Dies vor allem, weil die Angestellten von Politik und Arbeitgebern immer wieder kurzfristig vor neue Herausforderungen gestellt werden und dies vor dem Hintergrund eines sich konstant aggravierenden Personalmangels und einer wachsenden Zahl der zu betreuenden Kinder.
Dieser konstant steigende Aufwand, der nicht zuletzt durch eine gratis Betreuung und der neuen Hausaufgabenhilfe geboostert wurde, setzt dem Personal zunehmend zu.
Vor diesem Hintergrund ist es skandalös, dass die Arbeitgeberseite, unter der Leitung der FEDAS („Fédération des acteurs du secteur social au Luxembourg asbl“), nun seit Jahren ein nicht unwesentlicher Teil des Personals, das vor allem eine komplementäre, unterstützende Rolle bei der Betreuung übernimmt finanziell total ausbeutet.
Die Rede ist von einer systematischen Einstellungspolitik seit 2017 im Bereich der Kinderbetreuung, wobei unterstützendes Betreuungspersonal in der untersten Karriere des SAS-Kollektivvertrages der C1 eingestuft wird. Und dies entgegen sämtlichen Vereinbarungen und Berechnungen der Löhne die in der Vergangenheit unter Sozialpartnern gemacht wurden. Die C1 Karriere, die wie der Kollektivvertrag präzisiert, vorgesehen ist für: „Professions administratives, logistiques, techniques, artisalanales et manuelles sans qualification“ war unter den Sozialpartnern nie vorgesehen für betreuendes Personal, das im direkten Kontakt mit den Kindern oder Adressaten steht.
2017 wurden diese Personen darüber hinaus bei den Berechnungen des neuen Kollektivvertrages in höheren Karrieren vorgesehen, was auf einen konkreten Betrug von öffentlichen Geldern hindeutet. Somit wurde der neue SAS-Kollektivvertrag bei den Gehältern von Arbeitgeberseite als teurer dargestellt, wohlwissend, dass anschließend auf dem Rücken der Arbeitnehmer durch prekäre Löhne gespart werden sollte.
Um dies zu belegen, geben wir einige Beispiele:
Von dieser Abhängigkeit profitieren immer wieder Arbeitgeber und geben den Schülern die einzige Möglichkeit eines prekären C1-Vertrages. Wir erinnern nochmals daran, dass laut den Vereinbarungen unter Sozialpartnern kein einziger Arbeitnehmer, der eine betreuende Funktion den Adressaten gegenüber ausübt, jemals in der niedrigsten C1-Karriere eingestellt werden sollte.
Ganz im Gegenteil haben die Arbeitgeber sich 2017 dazu bekannt auszubildende Erzieher und „Educateurs gradués“ in der Laufbahn einzustellen, die der Mindestqualifikation zur Aufnahme in die Weiterbildung entspricht. Damit müsste ein Erzieher in der Ausbildung heute fast 1000€ brutto mehr verdienen, beim „Educateur gradué en formation“ ist der Unterschied sogar noch höher.
Auch diese Berechnungen wurden 2017 von Arbeitgeberseite in den höheren Karrieren gemacht und den Gewerkschaften und der Politik dementsprechend vorgelegt. Auch diese berechneten Lohnkosten werden heute auf dem Rücken des Personals nach unten gedrückt.
Es ist traurige Ironie, dass parallel im Rahmen des akuten Personalmangels politisch über Maßnahmen diskutiert wird, wie mehr junge Menschen für diese Berufe und diese Ausbildung begeistert werden können. Wie kurzfristig helfende Hände gebraucht werden, um die steigenden Bedürfnisse der Gesellschaft, kombiniert mit den Anforderungen des Bildungsrahmenplans stemmen zu können. Und währenddessen die Arbeitgeberseite unter Aufforderung der FEDAS gezielt genau diese Arbeitnehmer finanziell ausnimmt. Von Wertschätzung ist hier keine Spur, doch Wertschätzung ist das Einzige, was dem Personalmangel langfristig entgegenwirken kann.
Auch nach mehreren Versuchen des OGBL eine konstruktive Lösung mit den Arbeitgeberverbänden zu finden, gab es auf Seiten der FEDAS keine Einsicht und kein Willen den Menschen die sich tagtäglich um das Wohl unserer Kinder kümmern, mehr als das absolute kollektivvertraglich mögliche Minimum zu bezahlen.
Es ist ein Skandal, der langfristig den Personalmangel verschärft und die Qualität der Betreuung aufs Spiel setzt. Das Syndikat Gesundheit und Sozialwesen des OGBL wird in den kommenden Wochen gewerkschaftliche Aktionen planen, um gegen diese frappierende Ungerechtigkeit vorzugehen.
Wir fordern:
Mitgeteilt vom OGBL-Syndikat Gesundheit und Sozialwesen, am 13. Oktober 2022
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