Eine Delegation des OGBL-Syndikats Zivile Luftfahrt kam am 25. Mai 2012 mit Nachhaltigkeits- und Infrastrukturminister Wiseler sowie Tourismus- und Mittelstandsministerin Hetto-Gaasch zusammen. Zur Diskussion stand die Ankunft der Low Cost Airline Easyjet, die im April bekannt gab, ab Oktober dieses Jahres Billigflüge von Luxemburg nach London anzubieten.
Der OGBL zeigte sich erstaunt über den Sinneswandel der Regierung, hatte es doch noch im Januar geheiβen, es werde keine Billigfluggesellschaft nach Luxemburg kommen, die Regierung setze vielmehr auf ein komplementäres Angebot indem sie versuche, Touristen aus China und Russland mit günstigen Flügen nach Luxemburg zu bringen.
Arbeitsplätze in Gefahr
Die OGBL-Delegation zeigte sich besorgt über die Tatsache, dass mit der London-Route, die traditionellen Fluggesellschaften Luxair, AirFrance/Cityjet und British Airways, nun doch, trotz gegenteiliger Regierungserklärungen, in direkte Konkurrenz zu einer Billigfluglinie gesetzt werden. Diese Politik werde mittel- und langfristig negative Auswirkungen auf die Beschäftigung haben. Denn Easyjet wird gemäß eigenen Aussagen keine Arbeitsplätze in Luxemburg schaffen. Der OGBL warnte davor, dass mit der Ankunft von Easyjet sowohl Arbeitsplätze beim Flugpersonal als auch beim Bodenpersonal in Gefahr seien. Ein erster Sozialplan bahnt sich schon bei AirFrance an, die wegen der Billigflugkonkurrenz in Turbulenzen geraten ist. Die kritische Lage bei Air France wird womöglich Auswirkungen auf den Standort Luxemburg haben werden.
Rezente ETF-Studie
Der OGBL händigte beiden Regierungsvertretern eine im März 2012 von der Europäischen Transportarbeiter Föderation (ETF) erstellte wissenschaftliche Studie über die Entwicklung des Low-Cost-Modells in der europäischen Luftfahrtindustrie aus. In der Studie werden die Arbeits- und Sozialbedingungen bei den Billigfluggesellschaften analysiert. Sie zeigt auf, dass mit der vermehrten Präsenz von Low-Cost-Airlines sowohl die Beschäftigten als auch die Konsumenten immer mehr in eine Abwärtsspirale geraten.
Wiseler: „Wir können niemanden zurückweisen“
Nachhaltigkeitsminister Wiseler erklärte, Easyjet sei von sich aus gekommen, die Regierung habe nicht nachgeholfen. Der europäische Rechtsspielraum erlaube es der Regierung nicht, eine Fluggesellschaft, die über alle erforderlichen Lizenzen verfüge, zurückzuweisen. Für Easyjet, so der Minister weiter, gelten dieselben Bedingungen wie für andere Fluggesellschaften am Findel. Easyjet erhalte keine Vorteile.
Wiseler räumte ein, dass die Konkurrenz einer Billigfluggesellschaft am Findel nicht einfach sei für die Luxair und die anderen Fluggesellschaften. Es gelte nun dafür zu sorgen, die Luxair so aufzustellen, dass sie sich dieser Konkurrenz gegenüber behaupten könne.
Tourismus- und Mittelstandsministerin Hetto-Gaasch schlussfolgerte, die Konsumenten einen Groβteil dieser Entwicklung mit zu verantworten hätten, schließlich seien sie es, die Waren und Dienstleistungen zu einem immer günstigeren Preis erwerben möchten.
Ungenügende Unterstützung seitens der Regierung
Für den OGBL ist klar, dass sich die Regierung, als Hauptaktionär der Luxair, nicht ausreichend für die Interessen der nationalen Fluggesellschaft einsetzt und dass nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft worden sint, um die Ankunft einer Billigfluggesellschaft zu verhindern.
Weitere Schritte in dieser Angelegenheit wird der OGBL nun in enger Zusammenarbeit mit der ETF unternehmen.
Mitgeteilt vom OGBL-Syndikat zivile Luftfahrt am 29. Mai 2012
Die Delegation des OGBL: Annette Schuler (Betriebsratsvorsitzende der Luxair), Chris Bausch (Sicherheitsdelegierte Luxair, Delegierte Luxair-Tours), Laurent Baumgarten (Delegierter Luxair, Agent de cabine), Maria Helena Carvalho Macedo (Delegierte Luxair, Agent de cabine), Bart Michem (Betriebsratsvorsitzender AirFrance/Cityjet, Agent de Cabine), Christel Ostensen (British Airways Luxemburg), Hubert Hollerich (Zentralsekretär OGBL-Syndikat Zivile Luftfahrt).
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