Debatte im Parlament über die „Voie de Préparation“ – Es bleibt noch viel zu tun!

Nach einer Umfrage des SEW/OGBL im März 2024 zu den Problemen in der „Voie de Préparation“ (VP) fand Ende Mai hierzu eine von der LSAP und déi gréng initiierte Debatte in der Bildungskommission der Abgeordnetenkammer statt. Bei dieser Sitzung betonte der Unterrichtsminister, dass er sich der Herausforderungen in diesem Bereich bewusst sei und konkrete Maßnahmen bis Frühjahr 2025 vorliegen sollen. Reformen in der „Voie de Préparation“ standen schon in den letzten Koalitionsverträgen auf der Agenda, aber passiert ist bisher kaum etwas. Auf Druck der Lehrkräfte der VP und ihrer Gewerkschaft SEW/OGBL kommt nun endlich Bewegung in dieses Dossier.

Das SEW/OGBL reichte nach der Lehrerumfrage in der VP im März 2024 einen Forderungskatalog mit 20 Forderungen beim Ministerium ein. Verschiedene Forderungen des SEW/OGBL sollen umgesetzt werden, darunter der Ausbau des französischsprachigen Angebots in der VP und der beruflichen Ausbildung (DAP & CCP). Zudem sollen die multiprofessionellen SEPAS- und ESEB-Teams in den Schulen ausgebaut werden, um insbesondere die Schüler.innen der VP verstärkt zu unterstützen. Eine Anpassung der Lehrprogramme und des Unterrichtsmaterials steht – wie vom SEW/OGBL gefordert – ebenfalls an. Zudem kündigte der Minister an, die „Centres socio-thérapeutiques“ auf die Sekundarschulen auszuweiten, um Schüler.innen mit Verhaltensauffälligkeiten besser zu unterstützen. Eine Maßnahme, die das SEW/OGBL ausdrücklich begrüßt. Eine geplante Umfrage unter den Klassenlehrer.innen in der VP soll vor den Sommerferien durchgeführt und abgeschlossen sein und die unterschiedlichen Schülerprofile näher erläutern.

Zudem sprach der Minister von einem „apprentissage concret“ für leistungsschwache Schüler.innen in der VP, die kein DAP oder CCP absolvieren können. Dieser „apprentissage concret“ soll diesen Schüler.innen laut Aussage des Ministers dabei behilflich sein, sich realistische Ziele zu setzen und somit ihre Lernmotivation stärken. Hier fordert das SEW/OGBL weitere Details.

Sehr kritisch sieht das SEW/OGBL, dass der Unterrichtsminister einen Ausbau der CISP-Klassen vorsieht (CISP = „Centre d’insertion socioprofessionnelle“), die aktuell von privaten Trägern wie Arcus geführt werden. Bildung soll nicht privatisiert werden! Stattdessen fordert das SEW/OGBL einen Ausbau der COHAB-Klassen in allen Sekundarschulen mit einer VP und die Abschaffung der Schulpflicht bis 18 Jahre, wie sie letztes Jahr umgesetzt wurde.

Das SEW/OGBL steht der Weigerung des Ministers, die „Régence-Décharge“ und den ACT72 in der VP an die reell geleistete Arbeit anzupassen, sehr kritisch gegenüber. Eine Wertschätzung der geleisteten Arbeit der Lehrkräfte der VP ist dringend notwendig. Bislang wird dieser Mehraufwand an Arbeit für die Betreuung von Schüler.innen außerhalb der Schulstunden nämlich nicht entsprechend honoriert. Wertschätzung sieht anders aus! Wer verhindern möchte, dass sich der Lehrermangel noch verschärft, muss auch dafür sorgen, dass die Lehrkräfte, die aktuell noch in der VP arbeiten, ihren Beruf weiterempfehlen können. In der Umfrage des SEW/OGBL gaben nur 35% der befragten Lehrkräfte in der VP an, dass sie ihren Beruf unter den aktuellen Bedingungen weiterempfehlen würden. 50% gaben sogar an, dass sie ihren Beruf unter den aktuellen Bedingungen nicht mehr wählen würden.

Der Minister kündigte an, über weitere Maßnahmen mit den Gewerkschaften verhandeln zu wollen. Das SEW/OGBL begrüßt diese Haltung. Es bleibt noch viel zu tun, um die Missstände in der „Voie de Préparation“ zu beheben. Das SEW/OGBL wird weiter am Ball bleiben.

 

Mitgeteilt vom OGBL-Syndikat Erziehung und Wissenschaft (SEW/OGBL),
am 7 Juni 2024