Nein, der OGBL hat sich nicht radikalisiert. Die Zeiten haben sich radikalisiert. Wir erleben sowohl von Politik wie von Patronat heftigen Gegenwind und der OGBL ist genau da wo es sich gehört für die Gewerkschaft: wir wehren uns und verteidigen die Rechte der Arbeitnehmer und ihrer Familien. Und die werden gerade jetzt aufs heftigste angegriffen in einem Betrieb: Ampacet…
Hier hat eine Direktion einseitig das Scheitern der Schlichtung dekretiert und damit den geltenden Kollektivvertrag aufgekündigt. Ein einmaliges Geschehen in der luxemburgischen Sozialgeschichte: ein Arbeitgeber, der selber die Friedenspflicht, die mit der Geltungsdauer des KV einhergeht, aufkündigt! Dies ist nichts anderes als ein Frontalangriff auf das Luxemburger Sozialmodell!
Es handelt also bei Ampacet nicht nur um einen Streik in einem kleinen Industriebetrieb, sondern um ein Dossier von nationaler Wichtigkeit! Es gilt zu verhindern, dass das Beispiel Ampacet Schule macht, und weitere Betriebe den gleichen Weg einschlagen.
Darum kommt es gar nicht in Frage bei Ampacet klein beizugeben. Die Streikenden bei Ampacet, die seit nunmehr über zwei Wochen Regen, Schnee, Frost und Windböen trotzen, zeigen eindrucksvoll jeden Tag aufs Neue, dass sie nicht aufgeben werden. Der OGBL, der ganze OGBL, steht mit gleicher Entschlossenheit jeden Tag an ihrer Seite. Wir werden weiter Stärke zeigen, bis der Arbeitgeber endlich einknickt!
Auf nationalpolitischer Ebene sind ebenfalls erste Angriffe vorprogrammiert. Es hat nicht lange gedauert bevor die neue Ministerin für Gesundheit und soziale Sicherheit die Stoßrichtung angegeben hat: Stärkung privater Zusatzrenten auf Kosten der Allgemeinheit, also Infragestellung unseres öffentlich-solidarischen Rentensystems!
Uns stehen schwierige Zeiten bevor. Das Koalitionsprogramm spricht auch über die Renten hinaus eine klare Sprache!
Das Kapital wird weiter gestärkt, Bildung, Gesundheit und Renten werden dem freien Markt überlassen. Die Umwelt hat keine Priorität, die Wohnungskrise wird weiter wüten, Arbeitgeber wollen unser Privatleben durch eine autoritäre Flexibilisierung der Arbeitszeit gestalten und in erster Linie werden die Arbeitnehmer und die Rentner den Gürtel enger schnallen müssen.
Vor allem in Zeiten einer liberal-konservativen Regierung, die die gleiche Sprache wie die Arbeitgeberverbände spricht, und der vielfältigen Krisen, die auf den Arbeitnehmern und ihren Familien lasten, ist es unerlässlich, den OGBL zu stärken.
Wir müssen unsere Errungenschaften verteidigen, unser Arbeitsrecht schützen und ausbauen, unsere Renten sichern um die allgemeine Lage der Arbeitnehmer/innen, Rentner/innen und ihrer Familien abzusichern und zu verbessern.
Und deshalb brauchen wir einen starken OGBL.
Es liegt an uns allen, die jetzigen Sozialwahlen zu einer Demonstration der Stärke für die Arbeitnehmer und Rentner zu machen! Es handelt sich nicht nur um eine weitere Wahl – sondern um die Gelegenheit, unsere Interessen ganz oben auf die Tagesordnung zu setzen.
Dieses Mal können wir alle wählen. Und wir sollten dieses Recht auch nutzen, denn die Wahl zur Arbeitnehmerkammer ist mit über 600.000 Wählern die größte demokratische Wahl in Luxemburg. Es ist die Gelegenheit, aktiv Einfluss zu nehmen.
Gemeinsam sind wir stark und nur gemeinsam können wir echte Veränderungen herzuführen! Keine falschen Versprechungen, nur starke Taten.
Nora Back, Präsidentin des OGBL
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