Der Aufsichtsratspräsident des Bartringer Pflegeheims „Les Parcs du Troisième Âge“, Herr Bettendorf, verkündete über die Presse, dass die Kollektivverträge die Alten- und Pflegeheime kaputt machen. Damit schlägt er in die gleiche Kerbe wie der Präsident des Arbeitgeberverbands der Alten- und Pflegeeinrichtungen COPAS, Michel Simonis, der nicht müde wird, immer wieder zu betonen, wie hoch die Personalkosten sind.
In Wirklichkeit sind die Gehaltslaufbahnen der Gesundheits- und Sozialberufe unterbewertet!
Seit Jahrzehnten fordert der OGBL, dass die Gehaltslaufbahnen des Krankenpflegers und seiner Spezialisationen, des Hilfskrankenpflegers, des Erziehers und des Sozialpädagogen endlich der Studiendauer, den Diplomen, der verlangten Autonomie und Verantwortung Rechnung tragen müssen. Diese Berufe sind im Vergleich zu anderen Berufen im öffentlichen Dienstleistungsbereich stark unterbewertet, was einem Bruttogehaltsverlust von mehreren hundert Euro pro Monat gleich kommt. Diese Diskriminierung von Berufsgruppen denen rund 80% Frauen angehören scheint die Arbeitgeber aber recht wenig zu interessieren.
Falsche und zweideutige Aussagen
Mit seinen Aussagen vermittelt Herr Bettendorf den Eindruck, die Lohnbedingungen der Arbeitnehmer hätten sich in den letzten 2 Jahren um 15% verbessert. Wenn man weiß, dass die Löhne in diesem Zeitraum (2007 und 2008) durch den für das Bartringer Pflegeheim gültigen Kollektivvertrag um rund 1% gestiegen sind, muss man sich fragen, welche Milchmädchenrechnung Herr Bettendorf aufgestellt hat. Rechnet man auch noch die Indexanpassung vom 1. März 2008 (2,5%) hinzu, dann fehlt noch etliches um auf die angegebenen 15% Prozent zu kommen. Was die Herren Bettendorf und Simonis allerdings nicht mitteilen ist, dass das Finanzierungsmodell der Pflegeversicherung den Gegebenheiten in den einzelnen Häusern nicht genug Rechnung trägt und genau hier das Problem für die schlechte finanzielle Lage einiger Arbeitgeber liegt.
Finanzierungssystem durch die Pflegeversicherung muss schnellstens geändert werden
Der OGBL setzte sich schon bei der Einführung der Pflegeversicherung für eine so genannte Budgetisierung der Einrichtungen ein, was heißt, jedes Alten- und Pflegeheim soll nach festgelegten Normen (z.B. Anzahl an Personal, Qualifikationen, Qualitätsansprüche,…) das Geld bekommen, was für die Ausführung der einzelnen Dienstleistungen notwendig ist.
Das derzeitige System hingegen berechnet einen Durchschnittsbetrag auf Basis der Ausgaben aller Häuser, was bedeutet, dass einige Häuser schlussendlich nicht genug Geld bekommen und andere zuviel. Bettendorf und Simonis verschweigen, dass verschiedene Alten- und Pflegeheime Jahr für Jahr zum Teil sehr hohe Gewinne einfahren und trotzdem nicht davor zurückschrecken, den alten Menschen durch Erhöhung der Pensionspreise noch tiefer in die Tasche zu greifen.
Das Spiel mit den Kollektivverträgen
Das Syndikat Gesundheit und Sozialwesen des OGBL hat absolut kein Verständnis dafür, dass jetzt einige Arbeitgeber, auf Druck des Arbeitgeberverbandes COPAS, darüber nachdenken, den Kollektivvertrag zu wechseln (vom Krankenhauskollektivvertrag zum Kollektivvertrag des Pflege- und Sozialsektors). Dies würde eine Verschlechterung der Arbeits- und Lohnbedingungen für eine große Anzahl des Personals bedeuten. Der OGBL fordert, dass die COPAS, anstatt die Rechte der Beschäftigten beschneiden zu wollen, sich endlich dem wahren Problem von Defiziten und Gewinnen widmet: eine qualitative Reform des Finanzierungssystems durch die Pflegeversicherung!
Die Personaldelegierten des OGBL werden Stellung beziehen
Am 4. Februar 2009 werden die OGBL-Personaldelegierten des SAS-Sektors die aktuelle Situation analysieren und wichtige Entscheidungen in Bezug auf die schwierigen Kollektivvertragsverhandlungen treffen. Die personalfeindlichen Attacken seitens der Arbeitgeber betreffend die Arbeits- und Lohnbedingungen tragen sicher nicht dazu bei, den drohenden Sozialkonflikt in einem der größten Bereiche der öffentlichen Dienstleitungen zu entschärfen. Der OGBL verurteilt die Hetzkampagnen, die immer wieder von Arbeitgeberseite gestartet werden, um dem Ansehen des Personals zu schaden. Dadurch werden die bestehenden Probleme nicht gelöst.
Mitgeteilt vom Syndikat Gesundheit und Sozialwesen des OGBL am 3. Februar 2009
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