Ein größerer Konflikt bahnt sich im Bauwesen an. Offensichtlich haben die Arbeitgeber seit 2013 nichts dazugelernt.
Die Kräne sind in vollem Einsatz, Infrastrukturarbeiten, Haus- und Wohnungsbau sind weit übers Land verbreitet. In der Tat ist es zurzeit schwierig durch irgendein Dorf im Land zu gehen, ohne eine Baustelle vorzufinden.
Jeder, ob er in Luxemburg wohnt oder arbeitet, kann das feststellen: der Bauindustrie geht es gut, um nicht zu sagen sehr gut.
Die Zahl der geschaffenen Arbeitsplätze in diesem Bereich nimmt ständig zu, die Produktivität wächst, die Auftragsbücher sind gut gefüllt und die wirtschaftliche Situation zeigt sich von ihrer besten Seite.
Trotzdem steht dieser Sektor, der um die 16.000 Arbeitnehmer zählt, kurz vor einem bedeutenden Sozialkonflikt. Ursache: die konfliktgeladenen Verhandlungen mit den Arbeitgebern bezüglich der Erneuerung des Kollektivvertrags in diesem Sektor.
Der OGBL, Gewerkschaft mit der überwiegenden Mehrheit, führt die Verhandlungen in diesem Dossier, seit Ende 2016. Es sei erwähnt, dass die Gewerkschaftsseite die Eröffnung der Verhandlungen schon im März 2016 beantragt hatte, doch war sie auf den Widerstand der Arbeitgeber gestoßen.
Angesichts des Rückstands in der Lohnentwicklung und angesichts der sehr gesunden wirtschaftlichen und finanziellen Situation des Sektors, hat das OGBL-Syndikat Bau, Bauhandwerk und Metallkonstruktion beschlossen, seine Forderungen prioritär auf die Anhebung der realen Löhne zugunsten aller Arbeitnehmer des Sektors zu konzentrieren.
In einem kürzlich in der Presse erschienenen Artikel wagte es ein Vertreter der Arbeitgeber zu behaupten, dass die Gewerkschaften bei diesen Verhandlungen „wenig Ernsthaftigkeit“ an den Tag legten. Diese Aussage ist einfach inakzeptabel, besonders mit Blick auf die bisher geführten Gespräche. Wenn „wenig Ernsthaftigkeit“ festzustellen ist, dann ist das sicherlich nicht von Seiten der Gewerkschaften…
Seit der Anfrage für den Verhandlungsbeginn, hat die Arbeitgeberseite nicht damit aufgehört, mit allen Mitteln zu versuchen, die Eröffnung dieser Verhandlungen aufzuschieben, um Zeit zu gewinnen. In diesem Fall ist Zeit Geld: viel Geld! Die Verhandlungen haben schließlich mit einer Verspätung von acht Monaten begonnen, wegen der Funkstille der Arbeitgeber, und dies trotz der Beharrlichkeit und der wiederholten Anfragen der Gewerkschaften.
Diese Vogel-Strauß-Politik bleibt für den OGBL inakzeptabel. Sie beweist ebenfalls wie wenig die Arbeitgeber des Sektors ihre Arbeitnehmer schätzen, die Tag für Tag, oft unter schwierigen Arbeitsbedingungen, den Reichtum der Unternehmen schaffen.
Seit der ersten Verhandlungsrunde hat der OGBL unterstrichen, dass er eine Rückwirkung des Kollektivvertrags verlangen würde, und dass er diese Arbeitgeberstrategie ablehnt, die darin besteht, auf Zeit zu spielen, und dass diese Verspätung sich keinesfalls negativ auf die legitimen Lohnverbesserungen, die gefordert werden, auswirken kann.
Zu dieser fragwürdigen Verhandlungsmethode des Patronats kommen noch ihre Forderungen hinzu, die ganz klar beweisen, dass die Arbeitgeber die Botschaft, die ihnen bei den letzten Verhandlungen, die fast zum Streik geführt hätten, von den Arbeitnehmern 2013 mitgeteilt wurde, immer noch nicht verstanden haben.
Abermals fordern die Arbeitgeber eine Flexibilisierung der Arbeitszeit, die einer Erhöhung der täglichen und wöchentlichen Arbeitszeit gleichkommt. Eine solche Flexibilisierung wäre für die Gesundheit der Arbeitnehmer dramatisch, ebenso wie für ihr Familienleben, aber auch für ihre Einkommen, da sie schwere Lohnverluste hinnehmen müssten.
Der OGBL, als Sprecher sämtlicher Arbeitnehmer des Sektors, wird eine solche Maßnahme niemals akzeptieren.
Der OGBL fordert eine Lohnerhöhung von 4,5%. Eine Wiederaufwertung ist unerlässlich mit Blick auf eine gerechte Verteilung des geschaffenen Reichtums.
Der OGBL fordert eine solche Lohnerhöhung für die gesamte Belegschaft des Sektors, und nicht nur der Kollektivvertragslöhne, wie es die Arbeitgeber vorschlagen (3×0,7%), da eine einfache Erhöhung der Kollektivvertragslöhne nur einen kleinen Teil der aktiven Arbeitnehmer des Sektors betreffen würde.
In diesem Zusammenhang ist der Vorschlag der Arbeitgeber von einer einmaligen Prämie von 3×100 Euro lächerlich.
Es ist absolut klar, dass zum jetzigen Zeitpunkt, das Patronat weder konstruktiv noch ernsthaft in diesem Dossier verhandeln möchte. Die Patronatspositionen ermöglichen überhaupt keine Übereinstimmung, wegen ihrer offensichtlichen Ablehnung, über ernsthafte und berechtigte Erhöhungen der Realgehälter zu diskutieren.
Wie immer tritt der OGBL für einen ernsthaften und konstruktiven Sozialdialog im Rahmen der Verhandlungen ein. Nur ein solcher konstruktiver Dialog ist Garant für die Aufrechterhaltung des sozialen Friedens in einem so wichtigen Sektor, wie es der Bausektor ist. Doch muss dieser Wille geteilt sein.
In diesem Dossier, ist das Patronat, durch seine unverständliche Positionierung und Einstellung, gerade dabei zu beweisen, dass es keinen Dialog wünscht, und demnach ist es dabei, den sozialen Frieden, der in diesem Sektor vorherrscht, zu gefährden.
Angesichts der Situation und vor allem der Positionen des Patronats, hat der OGBL seine Präsenz vor Ort während der letzten Monate verstärkt, um die Arbeitnehmer zu informieren und zu sensibilisieren. Ihre Wut ist spürbar, und ihre Geduld neigt sich ihrem Ende zu.
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