Das Statec hat seine Prognosen für die Inflation in Luxemburg nach oben korrigiert. Die direkt dem Wirtschaftsministerium unterstellte Behörde prognostiziert nunmehr eine Inflation von 5,8% für 2022 und von 2,8% für 2023 (statt der noch im Februar angekündigten 4,4% für 2022 und 1,3% für 2023). Diese Zahlen bestätigen eine Tendenz, die bereits seit über einem Monat absehbar war und untermauern die Position des OGBL und seine Entscheidung in der letzten Tripartite noch stärker.
Der OGBL möchte daran erinnern, dass das sogenannte „Tripartite-Abkommen“, dessen Unterzeichnung er verweigert hat, eine massive Manipulation des Index bis ins Jahr 2024 hinein vorsieht. Dies beinhaltet auch, dass neben der Verschiebung der nächsten Indextranche (im August? im Juli? im Juni?) auf April 2023, eventuelle zusätzliche Indexauslösungen, die noch in den Jahren 2022 und 2023 erfolgen könnten, jeweils um mindestens ein Jahr verschoben werden.
Angesichts der neuen Inflationsprognosen und entgegen der bisherigen Zusicherung der Regierung, die sich, auch in den Tripartite-Verhandlungen, auf die Analysen des Statec stützte, wird es nun immer wahrscheinlicher, dass in den Jahren 2022 und 2023 zusätzliche Indextranchen fällig werden. Es wird also auch immer wahrscheinlicher, dass eine oder sogar mehrere Tranchen endgültig verloren gehen. Da die Indexmanipulation zum 1. April 2024 auslaufen soll, ist es schwer vorstellbar, dass die Unternehmen dann alle verschobenen Tranchen gleichzeitig auszahlen (= allgemeine Lohnerhöhung in der Größenordnung von 5-7,5 % oder sogar 10 % am 1. April: Ist das ein Aprilscherz?).
Was die Inflation im April 2022 betrifft, so ist es überraschend, dass das Statec in seiner jüngsten Veröffentlichung den Mythos der „Selbstzündung“ der Preise durch den Index aufgreift, obwohl das Statec in der Vergangenheit in anderen Studien nachgewiesen hat, dass die Wirkung des Index sehr begrenzt ist (um 0,2 %). Wenn der Index tatsächlich die Inflation ankurbeln würde, wie in diesem Mythos behauptet, müsste die Inflationsentwicklung in Luxemburg deutlich höher sein als in den anderen europäischen Ländern. Dies ist jedoch weder mittel- und langfristig noch im April der Fall (Deutschland beispielsweise, das kein Indexsystem hat, hatte im April genau die gleiche Inflationsrate wie Luxemburg: 0,8%).
In diesem Zusammenhang taucht auch ein Paradoxon auf. Das Statec gibt jetzt bekannt, dass die Inflation in den Jahren 2022 und 2023 höher sein wird als in seinen ursprünglichen Prognosen vom Februar. Müsste die Inflation, dem Mythos der Selbstzündung der Preise durch den Index zufolge, nicht eigentlich verlangsamt werden durch die Verzögerung einer oder mehrerer Indextranchen?
Schließlich stellt der OGBL fest, dass eine der stärksten Preiserhöhungen im April auf die Pflegeheime entfällt (+2%). Der OGBL möchte an dieser Stelle betonen, dass er anlässlich der jüngsten Tripartite explizit gefordert hat, die Preise der Pflegeheime zu deckeln. Leider stieß er in diesem Punkt auf eine kategorische Ablehnung seitens der Regierung.
Für den OGBL stellt die geplante Manipulation des Index einen Frontalangriff auf die Rechte der Arbeitnehmer*innen dar und er wird seinen Kampf fortsetzen, bis die Regierung endlich den Mechanismus zur Anpassung der Löhne und Pensionen an die Inflation, den Index, wiederherstellt.
>> Inflation in Luxembourg: new Statec forecasts support OGBL’s position (PDF)
>> Inflação no Luxemburgo: as novas previsões do Statec confortam a posição da OGBL (PDF)
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