Die Handelskonföderation CLC tut sich offensichtlich schwer mit Gesetzen und deren Einhaltung. In ihrem Bericht „Le commerce luxembourgeois à l’horizon 2020“ fordert sie nun schon wieder die Abschaffung des Ladenschlussgesetzes sowie die generelle Öffnung der Geschäfte während 8 Stunden an allen Sonntagen (Seite 38). Was die CLC eigentlich in Wirklichkeit will, ist den Dschungelkapitalismus in Luxemburg einführen, nach amerikanischem Modell, ohne jeglichen Schutz für die Arbeitnehmer.
Im Handel werden mit die niedrigsten Löhne auf dem luxemburgischen Arbeitsmarkt gezahlt, die große Mehrheit der Beschäftigten verdient den Mindestlohn und arbeitet unter schwierigen Bedingungen. Und trotzdem verlangt die CLC noch weitere Verschlechterungen für die Beschäftigten. So führt sie auf Seite 27 ihres Berichts unter den Bereichen, die zu einer Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und der Attraktivität des Luxemburger Handels beitragen, an erster Stelle den sozialen Bereich an. Darunter versteht sie u.a. die Kosten, sprich Löhne sowie die Flexibilität der Arbeitszeiten. Sie will also, dass die Beschäftigten noch mehr und unregelmäßiger arbeiten ohne irgendeine zusätzliche Entlohnung oder Kompensation in Form von zusätzlichem Urlaub. Im Gegenteil, die CLC scheint der Meinung zu sein, dass die Löhne sowieso schon zu hoch sind und dass die Beschäftigten im Luxemburger Handel ein zu gutes Leben haben.
Es werden Äpfel mit Birnen verglichen
In diesem Zusammenhang werden Argumente ins Feld geführt, die völlig unberechtigt sind. Die Beschäftigten des Handels werden mit Busfahrern und dem Pflegepersonal in Krankenhäusern verglichen, in manchen Fällen sogar mit Polizeibeamten, die auch Tag und Nacht zur Verfügung stehen müssten. Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen. Erstens kann man sich nicht auswählen, wann man krank wird oder wann man auf der Straße überfallen wird. Der öffentliche Transport muss auch Tag und Nacht funktionieren. Und zweitens haben die Beschäftigten in diesen Berufssparten viel höhere Löhne sowie kollektivvertraglich festgelegte Arbeitsbedingungen. Was für die ganz große Mehrheit der Beschäftigten im Handel nicht der Fall ist. In der Regel ist niemand gezwungen seine Einkäufe an Sonntagen zu tätigen!
OGBL und LCGB sind skandalisiert
OGBL und LCGB sind skandalisiert über diese provokativen und völlig unzeitgemäßen Forderungen. Einerseits bemängelt die CLC den Rückgang der Kaufkraft in Luxemburg, ist aber für die Abschaffung des Index und für die Austeritätspolitik der Regierung, die den Unternehmerverbänden noch nicht weit genug geht und die Kaufkraft noch weiter reduzieren wird. Andererseits, ist die CLC der Meinung, dass längere Öffnungszeiten mehr Umsatz bringen. Sie will also dazu beitragen, dass sich die Menschen und Familien weiter verschulden, da ja ohne Verbesserung der Kaufkraft der zusätzliche Konsum nur vom Kredit getrieben werden kann. Die Auswirkungen dieses auf Verschuldung basierenden Konsummodells, das die Welt von den USA geerbt hat und das heute in vielen Ländern an sein Limit stößt, müsste uns doch allen eine Lehre sein. Modern ist nicht dieses Modell noch weiter zu unterstützen, sondern es einzudämmen!
In der Stadt Luxemburg scheinen aber die unzeitgemäßen Forderungen der CLC auf offene Ohren gestoßen zu sein, da Bürgermeister Bettel bereits gestern ankündigte den Geschäften der Hauptstadt die Möglichkeit geben zu wollen, an jedem dritten Sonntag zu öffnen. Auch die Mittelstandsministerin Hetto-Gaasch schaltete sich bereits ein. Sie begrüßt den Vorschlag Bettels und kündigte an, ihn zu unterstützen. Und wieder einmal fallen diese Politiker als Handlanger der Geschäftswelt auf. Und wieder einmal vergessen sie den Sozialdialog und die Einbeziehung der Gewerkschaften in diese Diskussion. Die Arbeits- und Lebensbedingungen der Beschäftigten sowie die Frage darüber, wie diese an Sonntagen zu ihrem Arbeitsplatz kommen sollen, mit einem reduzierten Angebot des öffentlichen Transports, scheint ihnen egal zu sein. Auch darüber sind OGBL und LCGB skandalisiert.
Mitgeteilt von OGBL und LCGB am 24. Mai 2012
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