Bausektor

Der OGBL fordert für zufriedene und motivierte Arbeitnehmer einen Kollektivvertrag, der seinen Namen verdient

Die Verhandlungen zur Verlängerung des Kollektivvertrags für den Bausektor stecken in der Sackgasse. Die unnachgiebige und unverantwortliche Position der Arbeitgeber gefährdet den sozialen Frieden im Bausektor. Die Arbeitgeberverbände im Bereich „Bau, Hoch- und Tiefbau“ verlangen eine Erhöhung und Annualisierung der Arbeitszeit und verweigern sich jedem konstruktiven Dialog, um einen großen sozialen Konflikt abzuwenden.

Die Arbeitgeber geben in einem Rundschreiben, das in den letzten Tagen auf den Baustellen in Luxemburg zirkulierte, folgende Zielsetzung vor:

  • Erhaltung von Unternehmen und Arbeitsplätzen“
  • Vertrauen auf einen konstruktiven sozialen Dialog zwischen den zuständigen Sozialpartnern“
  • eine moderate Lohnerhöhung“
  • Anpassung der Arbeitszeitorganisation, um im Sommer mehr und im Winter weniger arbeiten zu können“
  • sowie die „die Entlastung der öffentlichen Finanzen mittels Änderung der Schlechtwetterregelung durch Annualisierung der Arbeitszeit“

Was hinter den Forderungen der Arbeitgeber steckt

Die Arbeitgeber geben sich zwar als seriöse und dialogbereite Gesprächspartner, haben jedoch bis heute den Gewerkschaften keine ernsthaften und konstruktiven Vorschläge vorgelegt. Zur Erinnerung, der Kollektivvertrag für den Bereich „Bau, Hoch- und Tiefbau“ lief 2009 aus.

Für die Arbeitgeber ist eine moderate Lohnerhöhung gleichbedeutend mit einer einmaligen Zahlung von 100 € brutto für 2013, 2014 und 2015. Es wurde keinerlei Vorschlag als Ausgleich für die Jahre 2009, 2010, 2011 und 2012 vorgelegt. Dieser Vorschlag entspricht also einer Einmalprämie von brutto 42 €/Jahr oder 3 €/Monat für die gesamte Laufzeit des Kollektivvertrags. Die Arbeitnehmer des Bausektors, die Tag für Tag den Reichtum ihrer Unternehmen mehren, verdienen eine echte Anhebung des Lohnniveaus, das seit 2008 stagniert.

Mit dem von Arbeitgeberseite konzipierten System der Flexibilität würden die Arbeitnehmer des Bausektors zwischen 520 € und 877 € wöchentlich einbüßen, das ist nicht hinzunehmen. Mit diesem System wären keine Überstundenzuschläge mehr fällig, da die Arbeitszeit auf Jahresbasis berechnet würde und nicht mehr auf Tages- oder Wochenbasis, wie es der derzeitige Kollektivvertrag vorsieht.

Der OGBL erinnert daran, dass vonseiten der Gewerkschaften ein Vorschlag für ein Arbeitszeitkonto vorgelegt wurde, das keinerlei Kaufkraftverlust und Verschlechterung der Lebensbedingungen mit sich bringt, die Arbeitgeber es jedoch abgelehnt hatten, darüber zu diskutieren, und weiterhin auf der Annualisierung der Arbeitszeit sowie der Abschaffung des bisherigen Systems der Überstundenregelung beharren, was die bereits erwähnten Lohneinbußen zur Folge hätte.

Stoppt die Politik der Angst!

Die Arbeitgeber führen die Anzahl der Konkurse im Jahr 2012 als Argument an. Dabei vergessen sie jedoch zu erwähnen, dass die Zahl der Konkurse in diesem Sektor 2012 im Vergleich zu 2011 um 17 % zurückgegangen ist, dass die Zahl der neu gegründeten Unternehmen 2012 um 2 % gestiegen ist und die Beschäftigtenquote 1 % zugelegt hat (Quelle: Statec).

Diese bedeutenden Zuwächse und die positiven Geschäftsergebnisse der Unternehmen belegen, dass der Bausektor dynamisch und solide ist. Der OGBL ist schockiert über diese Politik der Schwarzmalerei, deren einziges Ziel die Einschüchterung und Desinformation der Arbeitnehmer ist.

Um dieser Verzerrung der Realität einen Riegel vorzuschieben, führt der OGBL eine großangelegte Aufklärungskampagne durch, durch die den Arbeitnehmern die tatsächliche Lage im Sektor erläutert wird.

Der OGBL, Garant des echten sozialen Dialogs

Im Zusammenhang mit dem von den Arbeitgebern beabsichtigten sozialen Dialog möchte der OGBL daran erinnern, dass er nicht gewillt ist, einen Angriff auf die Löhne der Arbeitnehmer und die Arbeitszeiten hinzunehmen. Damit der soziale Dialog fortgesetzt werden kann, fordert der OGBL die Arbeitgeber dazu auf, ihre Forderung nach einer Annualisierung der Arbeitszeit zurückzuziehen und den Gewerkschaften Vorschläge zu unterbreiten, mit denen konkrete Verbesserungen für die rund 14.000 Arbeitnehmer des Sektors erreicht werden können.

Wie bereits in der Vergangenheit setzen wir uns auch jetzt und in Zukunft für einen seriösen und konstruktiven sozialen Dialog ein, jede Verschlechterung der Arbeitsbedingungen für die Arbeitnehmer des Bausektors und ihre Familien lehnen wir jedoch kategorisch ab.

Die Arbeitnehmer des Baugewerbes sind keine Arbeiter zweiter Klasse

Der OGBL als Mehrheitsgewerkschaft und Sprecher des Sektors (OGBL: 67 %, LCGB: 29 %) fordert, dass die Arbeitgeberverbände die Lebens- und Lohnstandards der Arbeitnehmer respektieren und ernsthafte Vorschläge für die Verbesserung des derzeitigen Kollektivvertrags unterbreiten.

Der OGBL erfüllt seine Pflichten, wird seine Mobilisierungskampagne in den kommenden Wochen intensivieren und ist außerdem bereit, zusammen mit den Arbeitnehmern des Bausektors alles Notwendige zu tun, um hochwertige Arbeitsplätze und angemessene Lebensbedingungen für alle Arbeitnehmer des Sektors zu garantieren.

Mitgeteilt durch das Syndikat Bau, Bauhandwerk und Metallkonstruktion des OGBL
am 17. Mai 2013