Mathias Hinterscheid, ein großer Mann der europäischen Gewerkschaftsbewegung

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Im Rahmen der Sitzung des Exekutiv-Komitees des Europäischen Gewerkschaftsbundes (EGB), gedachten am vergangenen Mittwoch der OGBL und die Mitglieder des EGB in einer Gedenkzeremonie Mathias Hinterscheid. Mathias Hinterscheid war ein Mann der die europäische Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung erheblich beeinflusst und geleitet hat. Der Luxemburger stand 15 Jahre lang, von 1976 bis 1991, an der Spitze des EGB. Der Europäische Gewerkschaftsbund hatte es sich als Ziel gesetzt, die sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Interessen der Arbeitnehmer auf europäischer Ebene zu vertreten und zu fördern und sich für die Demokratie einzusetzen. Mathias Hinterscheid verstarb im Dezember letzten Jahres nach langer Krankheit.

Mathias Hinterscheid trug maßgeblich dazu bei, aus dem damals noch sehr jungen EGB eine einflussreiche Institution zu formen, die sich heute auf europäischem Niveau unermüdlich für die Rechte der Arbeiter und Bürger einsetzt. Nur drei Jahre nach der Gründung des EGB 1973 in Brüssel, wurde Mathias Hinterscheid auf dem Londoner Kongress 1976 zum Generalsekretär gewählt. Im Beisein der Familie von Mathias Hinterscheid, von Georges Dassis, Präsident des Europäischen Wirtschafts- und Sozialauschusses, von Jean Lapeyere, ehemaliger stellvertretender Generalsekretär des EGB sowie von ehemaligen luxemburgischen und europäischen Gewerkschaftskollegen, erinnerten der heutige EGB-Generalsekretär, Luca Visentini, und der OGBL-Präsident, André Roeltgen, an das bewegte Leben von Mathias Hinterscheid, das er ganz der Gewerkschaftsbewegung gewidmet hatte.

André Roeltgen ließ in seiner Rede die jungen Jahre des Lebens von Mathias Hinterscheid Revue passieren. Gebürtig aus Dudelange, wuchs Mathias Hinterscheid im Arbeitermilieu der bedeutenden luxemburgischen Industriestadt auf. Mit 14 Jahren brach er die Schule ab, absolvierte eine Ausbildung als Schlosser und trat dem Luxemburger Arbeiterverband (LAV) bei. Von Anfang bis Ende seiner beruflichen Karriere war Mathias Hinterscheid ununterbrochen Mitglied einer Gewerkschaft. Schnell übernahm er immer mehr Verantwortung in der Gewerkschaft und wurde 1970 zum Vorsitzenden des LAV gewählt. Außerdem hatte er das Amt des Generalsekretärs des Allgemeinen Gewerkschaftsbundes (CGT) inne. Die CGT war damals ein Zusammenschluss von verschiedenen luxemburgischen Gewerkschaften, die sich vor allem auf die internationalen Beziehungen der nationalen Arbeiterbewegung konzentrierte. In dieser Funktion lernte er die europäische Gewerkschaftsbewegung kennen und begann sich auf diesem Gebiet verstärkt zu engagieren.

Auf nationaler Ebene hat Mathias Hinterscheid ganz Großes vollbracht. Einer der wichtigsten Momente der luxemburgischen Gewerkschaftsgeschichte fand am 9. Oktober 1973 statt, als mehr als 32.000 Arbeiter im Rahmen eines Generalstreiks vereint auf die Straße gingen, um für ein besseres Arbeitsrecht zu protestieren. Mathias Hinterscheid war als Vorsitzender des LAV und der CGT eine Schlüsselfigur dieses historischen Tages. Diese Machtdemonstration ermöglichte die Aushandlung verbesserter Konditionen bei der Sozialversicherung und verankerte den Sozialdialog in vielen luxemburgischen Unternehmen.

1976 entschied sich Mathias Hinterscheid dafür, seine nationalen Ämter aufzugeben, um sich komplett der europäischen Gewerkschaftsbewegung zu widmen. Im selben Jahr wurde er dann auch auf dem Kongress des EGB zu dessen Generalsekretär gewählt. Ein Amt, das er 15 Jahre lang innehatte, so lange wie sonst niemand in der Geschichte des EGB. Zu diesem Zeitpunkt war der EGB noch eine recht junge Organisation und Luca Visentini erinnert an die zentrale Rolle von Mathias Hinterscheid bei der Stabilisierung des EGB in seinen frühen Jahren. Der EGB vereint Mitglieder aus allen politischen Richtungen und unter der Leitung von Mathias Hinterscheid entstand eine Organisation, die ihre ideologischen Spaltungen überwand, um auf diese Weise der Arbeiterbewegung auf europäischer Ebene eine einheitliche Stimme zu verleihen. Erstmals vertraten die Gewerkschaften gemeinsam die Interessen geschlossen gegenüber den europäischen Institutionen und Arbeitgeberorganisationen, was die Verhandlungsposition des EGB beachtlich stärkte.
Mathias Hinterscheid kämpfte für ein soziales und gerechtes Europa und setzte sich verstärkt für eine Reduzierung der Arbeitszeit und für die Vollbeschäftigung ein. Unter seiner Leitung gewann der EGB rasch eine große Anzahl an neuen Mitgliedern. Heute zählt die Organisation 89 Mitglieder aus 39 Ländern, sowie 10 Gewerkschaftsföderationen, mit dem Mandat auf europäischem Niveau Abkommen mit den Sozialpartnern abzuschließen, um so die Rechte der Arbeiter zu schützen und zu verbessern. Des Weiteren, so erklärt André Roeltgen, war Mathias Hinterscheid eine treibende Kraft bei der Gründung des Forschungsinstituts des EGB, der Weiterbildungsakademie des EGB sowie dessen technischen Büros, das sich auf die Studie von Themen aus dem Gesundheitssektor und der Sicherheit am Arbeitsplatz konzentriert. Auch durch den selbstlosen Einsatz von Mathias Hinterscheid ist der EGB heute ein repräsentatives Vertretungsorgan von über 60 Millionen Arbeitern geworden.
Auch seine alten Weggefährten Georges Dassis und Jean Lapeyere erinnerten sich in ihrer Laudatio wohlwollend an die gemeinsamen Jahre zurück und beschrieben einen energischen, bestimmten und direkten Menschen, dessen zentrale Mission es war die Lebensbedingungen der Arbeiter zu verbessern und der sich unentwegt für die Demokratie einsetzte. Zum Abschluss der Feier ergriff Henri Hinterscheid, ältester Sohn von Mathias Hinterscheid das Wort und dankte dem EGB und dem OGBL und unterstrich nochmals wie wichtig der EGB im Leben seines Vaters gewesen war.

Der EGB und der OGBL werden Mathias Hinterscheid immer als großes Vorbild in Erinnerung behalten.

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