Erstmals stellt ein von der Regierung ernannter Vertreter der Cargolux und der Luxair das Abenteuer mit den Katarern als Fehler hin. Damit bestätigt der Verwaltungsratsvorsitzende beider Fluggesellschaften, Paul Helminger, im Nachhinein den Standpunkt des OGBL, der die Kapitalbeteiligung von Qatar Airways von Anfang an resolut ablehnte. Der OGBL stand damals alleine da.
Auf den Wellen von RTL-Radio Lëtzebuerg kritisierte Paul Helminger am Samstag den 1. Juni die Tatsache, dass die strategischen Objektive nicht mit dem Katar abgeklärt waren. Die Zweckehe mit den Katarern sei durch Konfrontation und Konkurrenz geprägt gewesen, diese hätten letztendlich zum gegenseitigen Vertrauensverlust geführt. Helminger räumte ein, die Katarer hätten sich eine Cargolux gewünscht, die viel zentralistischer geführt werden und weniger flexibel am Markt operieren sollte. Neben der Schließung der Flugzeugwartung in Luxemburg, wollte Qatar Airways ebenfalls die Cargolux-Flotte auf unter 10 Flugzeuge stutzen, gab Helminger zu. Übrigens war es Cargolux-CEO Richard Forson, der in einem Interview mit der Online-Zeitung Cargo Forwarder vom 4. September 2012 als erster über die Auslagerungspläne der Flugzeugwartung sprach, eine Idee, die zu Beginn viele Verfechter bei Politik und Wirtschaft fand.
Es war demnach höchste Zeit, dass der OGBL letztes Jahr im September die Notbremse zog! Das Vorhaben der Katarer, das seinerzeit übrigens aktiv von Paul Helminger und der Regierung unterstützt wurde, hätte in einer Katastrophe für Luxemburg geendet. Es hätte den Abbau Tausender Arbeitsplätze am Flughafen Findel zur Folge gehabt. Nun dürfte wohl auch Paul Helminger der Redensart zustimmen: Außer Spesen nichts gewesen! Sollte sich bestätigen, dass dem zukünftigen Aktionär erneut eine Sperrminorität zugestanden wird, indem ihm ein Aktienpaket von mehr als 33% überlassen wird, dann hat die Regierung tatsächlich keine Lehren aus dem Katar-Debakel gezogen.
Sonderbarer Sinneswandel
Bemerkenswert ist der sonderbare Sinneswandel Paul Helmingers und seiner Handlanger. Noch vor acht Monaten stachelte Helminger zusammen mit dem ehemaligen Verwaltungsratsvorsitzenden der Cargolux, Albert Wildgen, in einem Rundtischgespräch im Transportministerium gegen die Gewerkschaften und war voll des Lobes für die Kultur der Katarer. Die Liebe zu den Katarern ging sogar so weit, dass Helminger den Attacken Wildgens nach einer völligen Liberalisierung des Cargo-Handlings stillschweigend zustimmte. Dies hätte nicht nur folgenschwere Auswirkungen auf die Aktivitäten und die Finanzen der Luxair gehabt, sondern zeigte damals schon, wie wenig ihm eigentlich am Cargogeschäft der Luxair liegt. Helmingers Katar-Hörigkeit gipfelte in einem Nachäffen in Sachen Tarifpolitik. Streng nach dem Vorbild seines Freundes Richard Forson, der auf Geheiß des Qatar-Airways-Chefs Akbar Al Baker den Tarifvertrag bei der Cargolux radikal aufkündigte, ordnete Paul Helminger im Oktober 2012 die gleiche Verfahrensweise bei der Luxair an. So ganz überraschend kam das für den OGBL nicht, denn Helminger kündigte bereits im Juli 2012 anlässlich einer Unterredung an, dass so manche „heilige Kuh“ auf sozialer Ebene „geschlachtet“ werden müsse.
In der gleichen Sitzung zog Paul Helminger die Regierungspolitik, die den Logistiksektor weiterentwickeln möchte, ins Lächerliche und sprach sich für eine Verlegung der Luftfracht von Luxemburg nach Bitburg aus. Zum Glück scheiterte der Unternehmer Frank Lamparski mit seinen Plänen, das Bitburger Flugfeld zum Frachtflughafen auszubauen. Helmingers Sicht auf den Logistiksektor hat sich in der Zwischenzeit gedreht. Er bescheinigt der Regierung nun, strategisch richtig gehandelt zu haben. Ihm wäre sogar lieber, das Projekt würde schneller vorankommen. Wichtig ist es eben, seine Fahne stets nach dem Wind zu drehen.
Hausgemachte Probleme
Paul Helminger teilt gerne aus, kehrt aber die Fehler im eigenen Lager gerne unter den Teppich. Dabei ist die Lage bei Cargolux und bei Luxair zu einem guten Teil hausgemacht. Die Cargolux musste vor drei, vier Jahren immerhin fast 300 Millionen Dollar aufbringen um Geldstrafen wegen illegaler Preisabsprachen zu zahlen, Strafen zu denen sie rechtskräftig verurteilt wurde. Das ist zum Fenster hinausgeworfenes Geld! Dieser Fehlbetrag ist mit schuld an der schwierigen Finanzlage der Cargolux. Auch bei der Luxair sind hausgemachte Probleme zum Teil mit verantwortlich, sodass 2012 erstmals in der Geschichte des Unternehmens ein Verlust geschrieben wurde. Unverständlich ist, warum die Luxair das Rennen mit dem TGV aufgenommen hat und die einst rentable, nun aber stark defizitäre Linie nach Paris aufrechterhält, während sie die Lissabon-Linie grundlos eingestellt hat. Und das in einem Land, in welchem über 80.000 Menschen mit portugiesischen Wurzeln leben! Im Cargobereich wurden gravierende Managerfehler begangen, auf die der OGBL mehrmals hingewiesen hat. Wichtige Großkunden kehrten der Luxair den Rücken, weil sie mit dem gebotenen Service nicht mehr zufrieden waren. Bis 2008 ging die Luxair stets auf die individuellen Wünsche ihrer Luftfrachtkunden ein. Diesen Service auf Maß war für die Direktion des Cargocenters anscheinend nicht mehr wichtig, womit einer der Standortvorteile unseres Flughafens schlicht und einfach abgeschafft wurde.
Das Personal wird zur Kasse gebeten
Die Verwaltungsräte von Cargolux und Luxair fanden schnell einen Sündenbock: das Personal mit seinen zu hohen Löhnen. In beiden Unternehmen ließ sich der Verwaltungsrat seine Thesen mittels eines kostspieligen Beraterbüros bestätigen und hopp! bekommen die Beschäftigten die Rechnung präsentiert. Die Geschäftsmodelle werden alle beibehalten, aber die Lohnkosten müssen drastisch gekürzt werden, heißt es nun. Das Personal solle sich gefälligst bemühen und seinen Obolus entrichten, ist zwischen den Zeilen zu lesen. Dabei hat die Belegschaft ihren Beitrag längst geleistet. Die letzten Lohnerhöhungen bei Cargolux und Luxair wurden in den Jahren 2006 beziehungsweise 2008 ausgehandelt. Seither begnügte sich das Personal stets mit Null-Runden. Doch das scheint dem Verwaltungsratsvorsitzenden von Cargolux und Luxair nicht zu reichen. Womit nicht auszuschließen ist, ob hier nicht ganz bewusst ein Versuch gestartet wird, den sozialen Besitzstand insgesamt nach unten zu drücken. Weder bei Cargolux, noch bei Luxair ist das Personal zu Lohneinbußen bereit, wenn gleichzeitig Profite in Millionenhöhe angekündigt und erwirtschaftet werden und den Aktionären Dividenden versprochen werden.
Hubert Hollerich
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