Sowohl in Pflegehäusern, mobilen Pflegediensten, Krankenhäusern oder sozialen Einrichtungen ist der Personalmangel direkt spürbar. Immer wieder hat das Syndikat Gesundheit und Sozialwesen des OGBL die Alarmglocken geläutet und auf das akute Problem aufmerksam gemacht.
Bereits vor der Pandemie hat der OGBL in diesem Zusammenhang bedarfsgerechte Personalvorgaben gefordert. Auch wenn die Politik in den letzten Jahren, auf kontinuierlichen Druck des OGBL hin, das Problem des Personalmangels erkannt hat und einige Entscheidungen getroffen hat, die sicherlich in die richtige Richtung gehen, fehlt es an kurzfristigen Lösungsansetzen. Zur Erinnerung muss gesagt werden, dass Luxemburg im europäischen Vergleich, auf die Gesundheitsausgaben in Relation zum BIP bezogen, eher schlecht da steht. Es muss also in Zukunft verstärkt in unser Gesundheitssystem investiert werden.
Die Kolleginnen und Kollegen, die in dem Bereich arbeiten, erleben immer wieder, dass das Arbeitsaufkommen in keinem korrekten beziehungsweise in einem gefährlichen Verhältnis zur personellen Besetzung steht.
Es ist höchste Zeit an die Qualität unserer Gesundheits-, Pflege- und sozialen Einrichtungen zu denken und der Unterbesetzung ein Ende zu setzen!
Wenn vor einigen Jahren das Problem des Personalmangels noch verleugnet wurde, glaubt heute niemand mehr die Behauptung, es gebe keine Personalnot. Doch gerade diese Not darf heute nicht als Ausrede dienen, um sich vor klaren und verbindlichen Personalvorgaben zu drücken.
Das Syndikat Gesundheit und Sozialwesen des OGBL fordert darum, sektorübergreifend bedarfsgerechte, gesetzliche Personaluntergrenzen zu schaffen, die eine hochwertige Versorgung und gute Arbeitsbedingungen ermöglichen.
Um dies umsetzen zu können, muss die Personalbemessung im Pflegebereich und der Kinderbetreuung dringend überarbeitet und deutlich nach oben revidiert werden. Im Krankenhausbereich müssen gesetzliche Minimaldotationen eingeführt werden, die einerseits den Personalschlüssel in Relation mit der Anzahl der Betten, wie auch die Qualifikationen der Pflegekräfte in ausreichend hoher Zahl definieren müssen.
Es darf nicht versucht werden Personalvorgaben mit Verweis auf den Fachkräftemangel zu verhindern oder zu verwässern. Denn gerade dies ist der Schlüssel, um mehr Fachkräfte durch bessere Arbeitsbedingungen zu gewinnen.
Auch darf nicht behauptet werden, dass es aufgrund der fehlenden Fachkräfte unmöglich sei Personaldotationen zu definieren und zu erhöhen.
Der OGBL stellt in dem Zusammenhang überraschend fest, dass nach Aussagen der ADEM, im September 2022, ganze 425 Gesundheitsberufler bei der ADEM eingeschrieben waren und in den Bereichen „professions médicotechniques“, „soins paramédicaux“ und „rééducation et appareillage“ eingesetzt werden könnten.
Darüber hinaus werden in ganzen Bereichen, wie den mobilen Pflegediensten und den Laboren Gesundheitspersonal überwiegend, und oft unfreiwillig, in Teilzeitverträgen eingestellt um Planifikationen zu vereinfachen und die Fluktuation der Referenzperioden zum Nachteil der Beschäftigten maximal auszunutzen. Dass diese Flexibilität auf Arbeitgeberseite erhebliche negative Konsequenzen auf die Work-Life Balance der Arbeitnehmer hat und sicherlich nicht zur Attraktivität der Mangelberufe beiträgt scheint die Arbeitgeber dabei wenig zu stören.
Hier könnten wertvolle Stunden im Sektor aufgefangen werden und ganz nebenbei erhebliche Verbesserungen der Arbeitsbedingungen erreicht werden, indem unfreiwillige Teilzeitverträge aufgestockt würden. Das Ganze kombiniert mit einer verbesserten Planifikation und mit dem, für Arbeitgeber, unschönen Risiko punktuell Überdotationen zu schaffen. Dass dies jedoch zu signifikanten Verbesserungen für Patienten und Personal führen würde liegt auf der Hand.
Im Bereich der Kinderbetreuung dagegen scheint es mehr als verwunderlich, dass nur ein Bruchteil der eingeschriebenen Schüler, die berufsbegleitende Erzieherausbildungen absolvieren, als „Educateurs en formation“ eingestellt werden. Die angehenden Erzieher hören immer wieder, dass es nicht genügend Erzieherposten gibt und sie daraufhin in prekären niedrigeren Karrieren eingestuft werden. Dies ist sicherlich nicht nachvollziehbar in einem Sektor wo der Erziehermangel seitens der Politik und der Arbeitgeber offiziell anerkannt wurde. Durch eine Erhöhung der Personalvorgaben würde hier also nicht nur kurzfristig dem Personalmangel entgegengewirkt, sondern auch längerfristig jungen Menschen durch Wertschätzung und Anerkennung ihrer Ausbildung den Weg in den Sektor geebnet.
Allgemein muss man sagen, dass in Luxemburg die Anzahl der befristeten Arbeitsverträge im Jahr 2021 um 45,6% zugenommen hat. Auch im Gesundheits-, Pflege- und Sozialsektor stellt der OGBL immer wieder fest, dass vor allem junge Menschen von diesem Phänomen betroffen sind. Auch dies ist wenig nachvollziehbar in einem Sektor in dem akuter Personalmangel herrscht. Das Überarbeiten, respektive Einführen von Minimaldotationen würde dieser Entwicklung sicherlich entgegenwirken und ebenfalls zusätzliche junge Talente anziehen.
Das Syndikat Gesundheit und Sozialwesen des OGBL hatte bereits 2020 unter dem Motto „Ouni Eis Geet Näischt“ auf die desolaten Zustände und die Notwendigkeit die Arbeitnehmer des Sektors zu schützen aufmerksam gemacht. Auch in den abgeschlossenen Kollektivvertragsverhandlungen wurde der Schwerpunkt vom OGBL auf qualitative Verbesserungen der Arbeitsplätze und Möglichkeiten für die Arbeitnehmer sich von der enorm intensiven Arbeit zu erholen, gelegt.
Jedoch ist es komplementär notwendig, im Sektor zusätzliche Posten zu schaffen und durch Minimaldotationen sinnvoll zu verteilen und abzusichern. Darum sagt das Syndikat Gesundheit und Sozialwesen des OGBL: Mehr Personal. Jetzt.
Mitgeteilt vom OGBL-Syndikat Gesundheit und Sozialwesen am 2. Februar 2023
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