Was für ein Jahr. Niemand konnte noch vergangenes Jahr kommen sehen, was in den letzten Monaten für Herausforderungen auf uns alle zukommen würden. 2020 wird darüber hinaus auch das Jahresende nicht wie gewohnt stattfinden können. Während uns normalerweise das Beisammensein unter Familie und Freunden über die Feiertage ermöglicht hat, abzuschalten und zu entspannen, werden die Festlichkeiten dieses Jahr stark beeinträchtigt sein.
Restaurants und Cafés sind geschlossen und Familientreffen sind zu Superspreader-Events degradiert worden. In den Schulen herrscht absolutes Chaos, doch keine Panik, denn hier steckt sich niemand an.
Das Einzige was sich fundamental nicht vom vorherigen Jahr unterscheidet ist das vorweihnachtliche Getümmel in den Supermärkten und Shopping-Meilen. Seit Anfang des Jahres wurden die Covid-Maßnahmen bereits über 20mal abgeändert, wodurch eventuelle Rekursmöglichkeiten auch auf juristischem Plan zu einer Herausforderung werden. Distanz halten ist der Slogan dieses Jahres, doch wir brauchen heute mehr denn je Zusammenhalt und Solidarität.
Rückblickend haben wir uns in der ersten Ausgabe des Aktuell vom Januar 2020 ein Jahr voller gewerkschaftlicher Erfolge gewünscht. Der OGBL gehört zu den Wenigen, die ihre Neujahrsvorsätze eingehalten haben. Auch in diesem Jahr der Ungewissheit war der OGBL ein starker Partner auf den man sich verlassen konnte. Es war für den OGBL ein Jahr auf Hochtouren. Auf nationalpolitischer Ebene wurde viel erkämpft, in allen Wirtschaftsbereichen waren wir präsent und haben die Interessen der Arbeitnehmer verteidigt. Die alltägliche individuelle Betreuung unserer Mitglieder lief ununterbrochen weiter (trotz Lockdown).
Unter den zahlreichen gewerkschaftlichen Erfolgen die wir auf nationaler Ebene verbuchen konnten, zählen beispielsweise: die Ausweitung der Kurzzeitarbeit und den Erhalt des Mindestlohns für die betroffenen Arbeitnehmer, die Einführung des außerordentlichen Urlaubs aus familiären Gründen und des Urlaubs zur Unterstützung der Familie, die Verlängerung der Frist zur Abgabe des Krankenscheins im Falle einer Quarantäne, der Erhalt des Demonstrationsrechtes auch in Zeiten der Covid-Einschränkungen, die Erhöhung der Teuerungszulage, die Verteidigung unserer Sozialversicherung, das Moratorium zur Erhöhung der Mieten, die zahlreichen Maßnahmen zum Schutz der Arbeitnehmer, uvm.
Darüber hinaus wurde der Arbeitsplatzabbau in vielen Bereichen dank dem OGBL verhindert. Man zitiere nur stellvertretend: die Verteidigung der Arbeitsplätze und kollektivvertraglichen Errungenschaften im Bereich Luftfahrt, die nur durch gewerkschaftlichen Einsatz erhalten werden konnten, die wichtigen Verhandlungen in der Stahltripartite, der engagierte gewerkschaftliche Einsatz mit der nationalen Kampagne für den Erhalt der Arbeitsplätze im Bereich des Handels, der große Erfolg des OGBL in der Auseinandersetzung bei Guardian, der nur durch den Mut, die Entschlossenheit und die Streikbereitschaft der Beschäftigten im Betrieb erreicht werden konnte… Nicht zuletzt ist auch der Durchbruch im Dossier Kräizbierg zu erwähnen, wo die Arbeitnehmer nach monatelangem Einsatz endlich wieder durchatmen konnten.
In unserer individuellen Mitgliederbetreuung standen wir tagtäglich mit fachlichem Rat, sowohl juristisch, gewerkschaftlich als auch moralisch jenen Arbeitnehmern, Rentnern und ihren Familien zur Seite, die in dieser schwierigen Covid-Phase Hilfe benötigt haben. Auch im nächsten Jahr wird dieser gewerkschaftliche Einsatz benötigt werden. Dies, weil die sanitäre Krise noch nicht besiegt ist. Der Ausgang der Pandemie ist noch ungewiss und dies bringt auf vielen Ebenen Herausforderungen mit sich.
Weil die wirtschaftlichen Konsequenzen der Coronakrise noch deutlicher spürbar werden und es jetzt darum geht die Arbeitsplätze zu retten, Massenentlassungen zu verhindern und Langzeitarbeitslosigkeit einzudämmen und zu verhindern. Weil die kollektive Bemühung den Virus einzudämmen zu einer kollektiven Ermüdung führen wird. Weil wir gerade in dieser Zeit auch noch unnötige Tiefschläge Seitens der Arbeitgeber abwehren müssen. Und nicht zuletzt weil nicht nur die Betriebe, sondern auch die Haushalte große finanzielle Einbußen erlitten haben und somit die sozialen Ungleichheiten noch weiter zu steigen drohen. In diesem Sinne muss die Kaufkraft weiter gestärkt werden. Die Schwächsten unserer Gesellschaft dürfen nicht die großen Krisenverlierer sein werden. Der OGBL wird das Mitspracherecht sowohl in den Betrieben, als auch auf politischer Ebene weiterhin verteidigen und ausbauen muss. Es muss zu einer Tripartite kommen.
Und zwar deshalb, weil kurzfristige Krisen-Maßnahmen langfristig nicht tragbar sind. Weil wir uns jetzt stark machen werden für die längst überfällige Steuergerechtigkeit. Auch zum Thema Wohnungsnot in Luxemburg wird der OGBL sich weiterhin für ein Recht auf Wohnen einsetzen. Die Dringlichkeit der Klimakrise und die notwendige „just transition“ dürfen auch 2021 nicht in Vergessenheit geraten. Weil wir nächstes Jahr weiter dafür kämpfen ein Stück weit mehr Gerechtigkeit und weniger Ungleichheiten in unserer Gesellschaft zu haben.
All diese Herausforderungen werden wir zusammen und mit vollem Einsatz angehen. Der OGBL wird mit ganzer Kraft und allen gewerkschaftlichen Mitteln auch im kommenden Jahr die Interessen aller Arbeitnehmer und ihrer Familien verteidigen. Bereit und gestärkt sehen wir der Zukunft entgegen. In diesem Sinne wünsche ich Euch frohe und erholsame Weihnachten und einen guten Rutsch.
Nora Back, Präsidentin des OGBL
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