Die Reform des Referendariats der Sekundarschullehrer stellt einen weiteren Angriff auf die Lehrerlaufbahn dar. Im Zentrum dieser Reform stehen hier wieder einmal nur die Sparpläne des Bildungsministers und nicht etwa die Verbesserung der Lehrerausbildung, wie der Unterrichtsminister immer wieder behauptet.
Die Tatsache, dass die Lehrerausbildung nun nicht mehr an der Universität Luxemburg stattfinden soll, ist in jedem Fall als eine Verschlechterung der Lehrerausbildung anzusehen. Im Gegensatz zu einem Ausbildungsinstitut, das an ein Unterrichtsministerium, und daher auch an Legislaturperioden gebunden ist, kann eine Universität inhaltliche und forschungsgestützte Kontinuität gewährleisten, da sie nicht an die jeweiligen Ideologien und Prioritätenlisten wechselnder Bildungsminister gebunden ist. Zudem steht eine Universität in regem Austausch mit anderen Universitäten und ist daher in der Lage, eine Ausbildung zu vermitteln, die auf dem neusten akademischen Stand ist und es auch wagt, einen kritischen Blick auf die aktuelle Bildungspolitik zu werfen.
Zu bedauern ist ebenfalls, dass viele der aktuellen Ausbilder der Lehrerausbildung nicht vom IFEN übernommen werden. Dies liegt zum Teil auch an dem intransparenten Ausschreibeverfahren der neuen Ausbilderposten des IFEN, das dazu führte, dass so mancher Ausbilder, der für seine Kompetenz und seinen kritischen Blick bekannt ist, nicht als Ausbilder am IFEN übernommen wird.
Dass die Reform der Lehrerausbildung auch massive Sparmaßnahmen an den Lehrergehältern beinhaltet (20% weniger Gehalt in den ersten zwei Jahren und 10% weniger im dritten Jahr als bisher), zeigt wieder einmal, worum es dem Minister Meisch hauptsächlich geht: Sparen. Der gröbste Vorstoß gegen die Qualität der Lehrerausbildung stellt hierbei eine einseitige Ausrichtung des Referendariats auf entweder den ES oder EST dar: Referendare werden ihr Referendariat zukünftig nicht wie bisher im ES und im EST absolvieren, sondern nur in einem der zwei Schulsysteme. Dabei stellt die Ausbildung im ES und im EST einen Gewinn für die jungen Referendare da, da diese sich den Herausforderungen beider Schulsysteme stellen müssen und von diesen Erfahrungen nur profitieren können. Diese Maßnahme droht die Lehrerschaft zukünftig in zwei Klassen, ES und EST, zu spalten, was verheerende Auswirkungen auf den Lehrerberuf und somit auch auf die ihnen anvertrauten Schüler haben wird. Die Schüler des ES und des EST brauchen gut ausgebildete und vielseitige Lehrer, solche, die ihnen eine bestmögliche Bildung und damit auch eine gute berufliche Zukunft bieten können. Als Lehrer appellieren wir an die Vernunft des Unterrichtsministers, die Qualität der Schule und somit auch die Zukunft unserer Schüler nicht durch kurzsichtige Sparmaßnahmen zu gefährden!
Außerdem fordern wir den Minister dazu auf, endlich die bestehenden Unklarheiten in Bezug auf die Promotion 16 und 17 vernünftig aufzuklären und nicht um den heißen Brei herumzureden und in einem unproduktiven und lächerlichen Kampf gegen die Gewerkschaften, die Lehrer des Lügens zu beschuldigen. Viele Fragen sind noch offen und konnten trotz mehrerer Versuche nicht ausreichend geklärt werden: Was passiert zum Beispiel mit denjenigen Referendaren der Promotion 16, die ihr Referendariat aufgrund von Krankheit oder einer Schwangerschaft unterbrechen mussten, oder schlicht und einfach ein Modul oder einen Kurs der Lehrerausbildung nicht bestanden haben und wiederholen müssen? Die bisher gelieferten Antworten auf diese Frage sind nicht zufriedenstellend, da sie den Widerspruch, der zwischen der Ausbildung der Promotion 17 am IFEN und der Ausbildung der Promotion 16 an der Universität Luxemburg nicht klären. Diese Verzögerungstaktik trägt auch nicht dem Missstand Rechnung, dass so mancher Ausbilder der Promotion 16 nächstes Jahr nicht mehr als Ausbilder der Referendare tätig sein wird.
Mitgeteilt vom SEW/OGBL am 15 Juli 2015
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