Von „gesellschaftsrelevant“ bis „unrepräsentativ“

SEW/OGBL fordert, dass das Bildungsministerium die Ergebnisse der nationalen Umfrage CAEF ernst nimmt und geeignete Maßnahmen ergreift

Das SEW/OGBL ist zutiefst besorgt über den Umgang des Bildungsministeriums mit den Ergebnissen der nationalen Umfrage „Consultation nationale des acteurs de l’école fondamentale“ (CAEF), die von der Universität Luxemburg im November und Dezember 2021 durchgeführt wurde. Die Umfrage, die unter Mitwirkung von rund 2000 Akteuren in der Grundschule stattfand, offenbart alarmierende Zustände und erhebliche Belastungen im Lehrerberuf.

Wesentliche Ergebnisse der Umfrage:

  • Negative Auswirkungen auf die Gesundheit: 35 Prozent der Teilnehmer berichten von körperlichen und 45 Prozent von mentalen Gesundheitsproblemen aufgrund ihrer Arbeit.
  • Emotionale Erschöpfung: 37 Prozent der Teilnehmer fühlen sich emotional ausgebrannt.
  • Burnout-Gefahr: 31 Prozent der Teilnehmer stehen kurz vor einem Burn-out.

Hauptgründe für die Belastungen sind ein hoher administrativer Aufwand, Schwierigkeiten mit heterogenen Klassen, der Umgang mit Problemschülern, ein allgemeiner Leistungsabfall der Schüler, die Herausforderungen der schulischen Inklusion und Vielsprachigkeit und die belastende Zusammenarbeit mit einigen Eltern. Der hohe administrative Aufwand ist vor allem deshalb so belastend, weil die Prozeduren willkürlich und nicht immer zielführend erscheinen, und der Lehrer am Ende wieder ohne Hilfe und alleine dasteht.

Trotz der hohen Beteiligung von rund 2000 Lehrkräften, und obwohl eine rezente Umfrage des SEW/OGBL in der Voie de Préparation die Resultate bestätigt, hat das Bildungsministerium die Ergebnisse der CAEF-Umfrage monatelang zurückgehalten und nun als „nicht repräsentativ” abgetan. Diese Haltung ist ein Schlag ins Gesicht aller beteiligten Lehrer und zeigt eine bedenkliche Ignoranz gegenüber den gravierenden Problemen im Bildungssystem. Außerdem bedeutet diese Haltung auch, dass die Aussagen von rund 2000 Schulakteuren mit einer Handbewegung weggewischt, oder zumindest minimisiert werden. Diese Vorgehensweise ist mittlerweile eingespielt im Bildungsministerium: Hier sehen wir erneut eine Art Gaslighting, bei dem entwertet wird, was nicht ins Narrativ passt.

Der Minister diskreditiert darüber hinaus mit dieser Aussage nahezu alle Umfragen im Bildungsbereich, da bis auf die PISA-Studie und die EpStan keine Studien als repräsentativ gelten.

Es ist auch besorgniserregend, dass die Resultate der CAEF-Umfrage nun verwässert werden, indem sie in andere Studien einbezogen werden sollen. Dadurch verlieren sie ihre Schlagkraft und die Dringlichkeit der darin aufgezeigten Probleme wird untergraben.

Das SEW/OGBL fordert das Bildungsministerium und Minister Claude Meisch auf, aus der Leugnungshaltung herauszukommen und die ernsthaften Probleme im Bildungssystem anzuerkennen. Der Minister muss seiner Aufgabe als Arbeitgeber nachkommen und seine Lehrerschaft schützen. Das Herunterspielen der Probleme wird sie nicht verschwinden lassen.

Die Behauptung, dass die schönen Seiten des Lehrerberufs die belastenden Aspekte aufwiegen würden, ist zynisch. Die Lehrer haben sich aus Überzeugung und vollem Engagement für ihren Beruf entschieden und verdienen es, dass der Minister ihre Probleme ernst nimmt und geeignete Maßnahmen ergreift.

 

Mitgeteilt vom Syndikat Erziehung und Wissenschaft des OGBL (SEW/OGBL),
am 25. Juni 2024