Der OGBL zeigt sich insgesamt zufrieden mit dem Stand der Projekte!

Am 5. Juni 2024 fand die dritte Sitzung des „Ausschusses zur Überwachung der Investitionen und der Entwicklung Belegschaft“ des Stahltripartite-Abkommens LUX 2025 statt, an der Wirtschaftsminister Lex Delles und Arbeitsminister Georges Mischo sowie die Gewerkschaften und die Direktion von ArcelorMittal teilnahmen. Bei diesem Treffen wurde der Stand der Projekte besprochen, die in dem im Januar 2021 unterzeichneten Abkommen festgehalten wurden.
Als Mehrheitsgewerkschaft im Stahlsektor nahm der OGBL selbstverständlich auch an dieser Sitzung teil, die bestätigte, dass die Verpflichtungen, die ArcelorMittal gegenüber den Arbeitnehmern und der öffentlichen Hand eingegangen ist, derzeit fast vollständig eingehalten werden. Diese Vereinbarung ist ein Beispiel für die Robustheit des luxemburgischen Sozialdialogs, der es dem Stahlsektor seit Ende der 1970er-Jahre ermöglicht hat, zahlreiche Herausforderungen zu meistern, ohne die Arbeitnehmer zu schädigen.

Arbeitsplatzerhalt geht vor!

ArcelorMittal zählt derzeit etwas weniger als 3.200 Arbeitnehmer in Luxemburg. Die von ArcelorMittal geplanten Umstrukturierungen sehen vor, dass die Zahl der Arbeitnehmer bis Ende 2025 auf etwa 3.000 sinken wird, gegenüber 3.500 Arbeitnehmer noch im Jahr 2020. Diese Zahlen beziehen sich ausschließlich auf den eigentlichen Stahlperimeter (d. h.: die Verwaltungen sowie die Werke Belval, Differdingen, Dommeldingen und Rodingen) und die Drahtzieherei in Bissen.
Der OGBL betont zwar, dass er sich niemals mit Stellenstreichungen zufriedengeben kann, hebt aber dennoch hervor, dass durch den Einsatz verschiedener Instrumente wie Vorruhestandsregelungen, Wiedereingliederungszelle (CDR) und Neuzuweisungen ein Sozialplan vermieden werden konnte.

Paradoxerweise ist ArcelorMittal trotz des vom Unternehmen festgestellten Personalüberschusses aufgrund von Umstrukturierungen und schwer zu ersetzenden Abgängen in einem von Arbeitskräftemangel geprägten Umfeld ständig auf der Suche nach neuen Arbeitnehmern. Rund 700 Arbeitnehmer haben das Unternehmen in etwas mehr als drei Jahren verlassen. Diese Abgänge stehen nicht in direktem Zusammenhang mit den im Abkommen vorgesehenen Umwandlungen. Diese neuartige Situation ist für den OGBL sehr besorgniserregend, da sie die Arbeitsbedingungen der Arbeitnehmer in Luxemburg negativ beeinflusst und eine Reihe von Problemen auf der Ebene der Weitergabe von Wissen aufwirft.

ArcelorMittal bleibt bei den Investitionen auf Kurs

ArcelorMittal hat sich verpflichtet, in den fünf Jahren, auf die sich die Vereinbarung bezieht (2021-2025), zwischen 165 Millionen Euro (Mindestverpflichtung) und 205 Millionen Euro (Höchstverpflichtung) zu investieren. Nach drei Jahren wurde die Mindestgrenze bereits überschritten und das Investitionsniveau nähert sich nun der Höchstgrenze. Zum jetzigen Zeitpunkt stellt der OGBL also fest, dass das Unternehmen seinen Verpflichtungen hinsichtlich der Investitionen für die Standorte des Stahlperimeters nachkommt. Dennoch äußert der OGBL Vorbehalte in Bezug auf die Drahtzieherei in Bissen, wo bislang keine zukunftsweisenden Investitionen getätigt wurden.

Zusätzliche Investitionsprojekte (die nicht unter das Abkommen fallen) wurden ebenfalls während der Sitzung vorgestellt: Reduzierung der diffusen Emissionen in Differdingen und Modernisierung des Stahlwerks in Belval, die sich in die Dekarbonisierungsprojekte des Konzerns einfügen.

Die Zukunft der Aktivitäten von ArcelorMittal in Luxemburg

Der OGBL wird den Standort Dommeldingen weiterhin sehr genau beobachten, um den Fortbestand der Arbeitsplätze und die Weitergabe des Know-hows zu gewährleisten und gleichzeitig die Einhaltung der vom Konzern gegebenen Garantien bezüglich der Aufrechterhaltung der STAF-Aktivitäten (Schweißen, Drehen, Justieren, Fräsen) zu überwachen. Im Vorfeld dieses Begleitausschusses haben die Geschäftsleitung und die Personalvertreter beschlossen, ein speziell dafür vorgesehenes Treffen in Dommeldange abzuhalten, um eine Bestandsaufnahme der Situation vorzunehmen und einen Aktionsplan zu erstellen. Dies bestätigt die Absicht von Arcelor­Mittal, diese Kompetenzen innerhalb des Geschäftsbereichs „Long Products Luxembourg“ aufzuwerten und zu erhalten.

Was Bissen betrifft, so scheinen sich trotz der Versprechungen und der schönen Investitionsankündigungen leider alle zuvor angesprochenen Bedenken zu bewahrheiten. Die Investitionen kommen nur schleppend an. Die finanzielle Situation ist besorgniserregend und beunruhigt die Arbeitnehmer ebenso wie den OGBL. Die versprochene Schwelle von 322 Arbeitsplätzen, die bis Ende 2025 in Bissen erhalten bleiben sollen, wird bereits heute nicht mehr eingehalten. Bereits heute zählt der Standort nur noch 276 Arbeitnehmer. Der Konzern verlangt zudem weitere Anstrengungen und einen „Sanierungsplan“, die im bestehenden Abkommen nicht vorgesehen sind. Der OGBL kann nur feststellen, dass der Standort derzeit eine beispiellose Krise durchlebt und dass eine Reaktion unerlässlich ist! Angesichts dieser Feststellung wurde bei der Sitzung festgehalten, so schnell wie möglich eine Tripartite-Arbeitsgruppe zu bilden, die darauf abzielt, einen Zusatz zum Abkommen LUX 2025 einzuführen, um den Standort Bissen und die damit verbundenen Arbeitsplätze zu sichern. In diesem Zusammenhang wird ein Besuch des Standorts mit den Ministern stattfinden.

Was den Bau des Gebäudes in Kirchberg betrifft, das den neuen Sitz des Unternehmens beherbergen soll, so sollten die Arbeiten im Prinzip innerhalb der vorgesehenen Fristen abgeschlossen werden.

Verpflichtungen fast vollständig eingehalten

In einem sehr unsicheren Umfeld, das von zahlreichen Krisen geprägt ist, geht es der ArcelorMittal-Gruppe recht gut und die Aktivitäten in Luxemburg tragen, mit einer Ausnahme, aktiv zu dieser Situation bei. Für den OGBL ist dies nur dank der Beschäftigten und der Aufrechterhaltung eines qualitativ hochwertigen Sozialdialogs möglich. Der OGBL wird die Umstrukturierungen und Transformationen weiterhin eng begleiten und dabei auf die Wahrung der Interessen der Arbeitnehmer achten.
Der OGBL wird auch weiterhin mehr Investitionen in Luxemburg fordern, sowohl in den Gesundheitsschutz und die Sicherheit der Arbeitnehmer als auch in die Produktionsmittel, aber ebenfalls in das Personal, das all diese Entwicklungen begleitet.
Abschließend möchte der OGBL den Ministern Lex Delles und Georges Mischo sowie ihren jeweiligen Beratern für ihr Engagement und ihre Reaktionsfähigkeit bei der Begleitung dieses Tripartite-Abkommens danken, das den Stahlsektor und die Drahtzieherei von Bissen abdeckt.

Europa braucht Stahl, Stahl braucht Europa!

Als aktives Mitglied von IndustriAll – dem europäischen Gewerkschaftsverband, der die Industriearbeitnehmer in ganz Europa vertritt – schließt sich der OGBL an diesem 21. März 2024 dessen Aktionstag an. Der Aktionstag findet einen Tag vor einem hochrangigen Treffen statt, das von der Europäischen Kommission organisiert wird. In diesem Rahmen fordern die europäischen Gewerkschaften eine echte Industrie- und Investitionsstrategie der EU, um den Stahlsektor zu entkarbonisieren und die europäischen Stahlunternehmen dazu zu bringen, sich bei dieser massiven Umwandlung sozial verantwortlich zu verhalten. Es ist Zeit für einen starken sozialen Dialog, um einen fairen Übergang für die Stahlarbeiter zu gewährleisten.

Parallel zur Informationskampagne in den Betrieben traf sich eine OGBL-Delegation, bestehend aus Delegierten von ArcelorMittal und Liberty Dudelange, mit Wirtschaftsminister Lex Delles, um ihm ein Dossier mit den von den europäischen Gewerkschaften aufgestellten Forderungen zur Sicherung der Zukunft der Standorte und der davon abhängigen Arbeitsplätze zu überreichen. Der Wirtschaftsminister hörte sich die Ausführungen der OGBL-Delegation aufmerksam an und beteiligte sich aktiv an den Diskussionen. Der OGBL stellt mit Zufriedenheit fest, dass ihm die Zukunft der Stahlaktivitäten und vor allem alle davon abhängigen Arbeitsplätze am Herzen liegen. Die Delegation des OGBL bestand aus: Araujo Stefano (Mitglied des geschäftsführenden Vorstands des OGBL), Poulain Xavier (Vizepräsident des OGBL-Syndikat Hüttenindustrie und Bergbau und ArcelorMittal-Delegierter), Agostinelli Carlo (Delegierter ArcelorMittal), Bonilavri Laurent (Delegierter ArcelorMittal) und Lacouture Hubert (Delegierter Liberty Dudelange).

Die Stahlarbeiter in ganz Europa fordern die politischen Entscheidungsträger der EU, die nationalen Regierungen und die Stahlunternehmen auf, dringend Maßnahmen zu ergreifen, um die Branche zu schützen und Arbeitsplätze zu sichern!

Die europäische Stahlbranche steckt in der Krise:

  • Die Stahlproduktion in Europa ist im vergangenen Jahr um 30 Mio. Tonnen zurückgegangen.
  • Tausende Beschäftigte sind von vorübergehender Arbeitslosigkeit betroffen.
  • Es wird befürchtet, dass etwa 50% der europäischen Stahlerzeugungskapazität verloren gehen könnte.
  • Während Europa leidet, steigt die weltweite Stahlüberkapazität weiter an und erreicht Ende 2023 einen Höchststand von ca. 2 500 Mt.
  • Während in Europa Stahlwerke stillgelegt werden, hat China seine Kapazität um 2,2% und Indien um 7,5% erhöht.

Stahl ist von zentraler Bedeutung für Europas grünen Wandel und seine strategische Autonomie — Stahl muss geschützt werden!

Die Stahlarbeiter und Gewerkschaften in ganz Europa kämpfen:

  • für einen neuen europäischen Aktionsplan Stahl, für grüneren Stahl aus Europa, um die Zukunft des europäischen Stahls und seiner Arbeitnehmer zu sichern.
  • für fairen internationalen Wettbewerb und gegen unfairen Handel.
  • für eine bezahlbare und sichere Energieversorgung der Industrie.
  • für gute Industriearbeitsplätze.
  • für Stahlunternehmen, die ihre Beschäftigten und die Gemeinschaften, von denen sie abhängig sind, respektieren.

Die europäischen Gewerkschaften stehen in ihrem Kampf für den europäischen Stahl und seine Beschäftigten eng zusammen.

Mitgeteilt vom OGBL-Syndikat Hüttenindustrie und Bergbau, am 21. März 2024

Stoppt die Jagd auf Kranke! Stoppt die Heuchelei!

Am 17. November 2023 organisierte das Syndikat Hüttenindustrie und Bergbau des OGBL eine Protestaktion vor dem ArcelorMittal-Standort in Differdingen, nachdem vier krankheitsbedingte Entlassungen ausgesprochen worden waren. Für den OGBL hat die Direktion von ArcelorMittal eine rote Linie überschritten und mehr als 150 Arbeitnehmer und OGBL-Militanten versammelten sich, um zu zeigen, dass sie mit dieser Entscheidung nicht einverstanden sind und um die Wiedereinstellung der ungerechtfertigt entlassenen Kollegen zu fordern.

Darüber hinaus müssen wir feststellen, dass ArcelorMittal seinen Verpflichtungen im Bereich des Sozialdialogs nicht nachkommt. Das Unternehmen hat die OGBL-Delegierten nicht einmal darüber informiert, dass es vorhatte, Beschäftigte des „Train Grey“ in Differdingen zu entlassen, der rund 300 Arbeitnehmer beschäftigt. Es waren die Arbeitnehmer selbst, die uns informiert haben. Wir wissen, dass die andere Gewerkschaft von der Direktion über die Gespräche informiert worden war, der OGBL jedoch nicht. Soll damit verhindert werden, dass unsere Vertreter davon erfahren und will man uns aus dem Weg haben? Um uns daran zu hindern, die Arbeitnehmer angemessen zu verteidigen? Bilden Sie sich Ihre eigene Meinung…

Der OGBL prangert die Jagd auf Kranke an
Gemäß der Tradition der luxemburgischen Stahlindustrie hat der OGBL immer den Weg des Dialogs bevorzugt und den direkten Kontakt mit der ArcelorMittal-Direktion gesucht, um Entlassungen zu vermeiden und solche Entscheidungen zu revidieren. Leider wurden wir jetzt gemieden und ignoriert. Die wenigen Antworten, die wir erhielten, stellten uns nicht zufrieden: Die Entlassungen würden sich auf eine einzige Abteilung beschränken und es werde keine weiteren geben. Nichtsdestotrotz werden diese Entlassungen von der Unternehmensleitung voll und ganz gebilligt und unterstützt. Das Unternehmen will seine Position nicht ändern und will die Gerichte ihre Arbeit machen lassen. Das ist leicht gesagt, wenn man sich die teuersten Anwälte des Landes leisten kann.
Die Situation und die wenigen Antworten, die wir erhalten haben, zwingen uns zum Handeln, als Personalvertreter und vor allem als Stahlarbeiter! Wir können das nicht auf sich beruhen lassen und darauf warten, dass die Gerichte später über das Schicksal unserer Kollegen entscheiden. Für die Mehrheit der Entlassenen war dies die erste Vorladung, und ArcelorMittal hat ihnen keine Chance gelassen. Darüber hinaus wurden unsere Kollegen auch nicht während ihrer Krankheitszeiten vorgeladen, geschweige denn nach sechs aufeinanderfolgenden Krankheitsmonaten, wie einige andeuten. Dies war sehr hinterhältig! Dies muss entweder zum Zeitpunkt der Wiederaufnahme der Arbeit nach einer längeren Krankheit oder direkt nach einer kurzen Abwesenheit erfolgen.

Der OGBL prangert die Heuchelei der ArcelorMittal-Gruppe an
Uns wurde auch berichtet, dass ArcelorMittal diese Entlassungen damit rechtfertigt, dass die Arbeitnehmer entlassen wurden, um sie vor der Stahlindustrie zu schützen! Eine verkehrte Welt! ArcelorMittal scheint zu vergessen, dass hinter diesen Arbeitnehmern auch Familien stehen, die Opfer einer Entscheidung sind, die einzig und allein darauf abzielt, kranke Arbeitnehmer zu bestrafen. Aber was sind die Gründe für die Krankheiten? Diese Frage will niemand stellen, außer dem OGBL.

Die Direktion von ArcelorMittal scheint zu vergessen, dass die Arbeitnehmer nicht aus Freude krank werden. Unsere Kollegen würden es vorziehen, gesund zu sein und arbeiten zu können. Sie wurden von der internen Arbeitsmedizin betreut und die Pathologien und Gründe waren bekannt. Daher die Überraschung und der Schock für den OGBL, als er feststellen musste, dass ArcelorMittal Vorgespräche organisiert, um Entlassungen vorzunehmen und vor allem diese Entlassungen nach Offenlegung der Fakten aufrechtzuerhalten.

Arbeit macht nach wie vor krank
Für den OGBL sind diese Arbeitnehmer krank, weil die Arbeitsbedingungen sie krank gemacht haben! Wir zeigen allzu regelmäßig mit dem Finger auf die Probleme und fordern Lösungen, Arbeitsplatzanpassungen und Investitionen. Leider werden unsere Forderungen allzu oft abgelehnt oder vergessen.

Erst kürzlich haben Verantwortliche in Differdingen die Notlage von Arbeitnehmern an den Manipulatoren der Laufkräne ignoriert. Einige mussten sogar arbeitsunfähig geschrieben werden! Daneben hatten wir einen offenen Brief an die Geschäftsleitung von ArcelorMittal gerichtet, um das inakzeptable Verhalten eines Verantwortlichen anzuprangern. Wir hatten den Arbeitgeber aufgefordert, konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um die Missstände zu untersuchen und zu beenden. Die Gemeinsamkeit zwischen diesen beiden Vorfällen ist, dass sie sich im „Train Grey“ in Differdingen ereigneten, derselben Abteilung, der unsere vier entlassenen Kollegen angehörten! Wo bleibt die soziale Verantwortung des Unternehmens? Wo bleibt die Einhaltung der Verpflichtungen, die ArcelorMittal im Rahmen der Tripartite-Vereinbarungen eingegangen ist, um für die Gesundheit und Sicherheit der Arbeitnehmer zu sorgen?
Wir stellen fest, dass diese Entlassungen in Bereichen stattgefunden haben, die lange Zeit unterbesetzt waren! Bei den Vorgesprächen war die Hierarchie nie in der Lage, konkrete Beispiele dafür zu nennen, wie sich krankheitsbedingte Fehlzeiten auf die Ausfallzeiten auswirken. Es gibt keinen Zusammenhang zwischen den beiden. Dies ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass krankheitsbedingte Fehlzeiten die Unterbesetzung in den Bereichen stärker hervorheben. Und das ist die Katze, die sich selbst in den Schwanz beißt, da dies zu mehr Krankheiten führt und das Unwohlsein der Arbeitnehmer verstärkt.

Den Arbeitnehmern von ArcelorMittal geht es nicht gut
Dies wird durch Umfragen belegt und bestätigt. Wir wissen, dass viele Arbeitnehmer von Spezialisten betreut werden. Der OGBL hatte die interne Arbeitsmedizin auf dieses Thema angesprochen und eine einfache Frage gestellt: „Geht es den Arbeitnehmern von ArcelorMittal gut?“ Die Antwort war ebenso klar wie kurz: „NEIN“. Trotz der Tatsache, dass die Antwort von der Unternehmensleitung gehört wurde, können wir keine Verbesserung feststellen.

Die Geschäftsleitung von ArcelorMittal stellt „goldene Regeln“ auf, an die sich alle Arbeitnehmer halten müssen, wie z. B.: „Wenn es mir nicht gut geht, bleibe ich zu Hause, gehe zu meinem Arzt und befolge seine Empfehlungen“, „Bei Einschränkungen oder Anpassungen des Arbeitsplatzes befolge ich die Empfehlungen des Arbeitsmediziners“, „Vor der Arbeit habe ich ausreichend geschlafen, ich bin ausgeruht“.

Die betreffenden Arbeitnehmer hielten sich an diese Regeln und wurden dennoch bestraft und entlassen. Sind diese Regeln nur dazu da, damit ArcelorMittal sich von jeglicher Verantwortung befreien kann? Heute stellen wir fest, dass die Regeln vor allem dazu benutzt werden, die Arbeitnehmer zu bestrafen.

Noch vor kurzem hatten wir mit der Unternehmensleitung vereinbart, uns wieder zu treffen, um eine Bestandsaufnahme vorzunehmen und zu versuchen, gemeinsame Lösungen für die zunehmenden Krankheitsfälle zu finden. Das Thema ist kein Tabu und muss gründlich analysiert werden, um die Gründe für diese Erkrankungen und den Zusammenhang mit der beruflichen Tätigkeit aufzuzeigen. Heute bleibt uns nichts anderes übrig, als festzustellen, dass diese Entlassungen diese Verpflichtungen aufheben.

Die Jagd auf Kranke ist eröffnet
Wir müssen auch einen Zusammenhang mit anderen Tatsachen herstellen. ArcelorMittal hat es nicht verdaut, dass der OGBL mit allen Mitteln und erfolgreich die Einführung von krankheitsbedingten Sanktionen im letzten Kollektivvertrag blockiert hat.
Darüber hinaus fordern hochrangige ArcelorMittal-Manager immer wieder die Einführung von Karenztagen im Krankheitsfall in Luxemburg. Die Tatsache, dass kranke Arbeitnehmer nicht bezahlt werden, wird die Arbeitnehmer nicht davon abhalten, krank zu werden.  Der Wille und die Absichten sind klar. ArcelorMittal greift den Patienten an, niemals die Krankheit oder gar die Ursache der Krankheit. Für den OGBL besteht der Wille, ein Exempel zu statuieren und ein Klima der Angst zu schaffen, das die Arbeitnehmer dazu zwingt, krank zur Arbeit zu kommen, aus Angst, die nächsten zu sein. Der Mensch zählt nicht mehr, nur der Umsatz zählt.

Führt ArcelorMittal einen Krieg gegen die Gewerkschaften?
Dies alles findet in einem mehr als günstigen Kontext statt. ArcelorMittal hat gerade zwei Jahre mit Rekordgewinnen in Luxemburg hinter sich, und das Jahr 2023 sieht sehr gut aus. Es gibt keine Produktionsausfälle, die auf die Arbeitnehmer zurückzuführen sind. Sie sind vor allem auf die Unzuverlässigkeit der Anlagen, logistische Probleme oder fehlende Investitionen zurückzuführen. Trotzdem erstellt die Personalabteilung von ArcelorMittal regelmäßig Analysen über Fehlzeiten nach dem „Bradford-Faktor“. Es handelt sich nicht mehr um eine Person, die Situationen beurteilt, sondern um eine unmenschliche mathematische Formel.

Das Unternehmen sollte besser darauf achten, dass die geltenden Vereinbarungen umgesetzt werden und dass die Personalstärke gemäß den Organigrammen eingehalten wird, dass Abgänge antizipiert werden und dass die Deckungsgrade an Gesetzesänderungen angepasst werden. Von der Besetzung und Ausbildung von Managern wollen wir gar nicht erst reden.

Diese Protestaktion ist ein erster Schritt, eine Warnung an den ArcelorMittal-Konzern. Der OGBL fordert ein Ende dieser Krankenjagd, die Wiedereinstellung der entlassenen Arbeitnehmer und vor allem die Suche nach wirklichen Lösungen, die es den Kollegen ermöglichen, weiterhin bei ArcelorMittal zu arbeiten.

Es ist klar, dass wir diese Positionen verteidigen und die Entscheidungsträger des Konzerns herausfordern werden. Mehr denn je muss ArcelorMittal seine Verantwortung nehmen. Ein Unternehmen mit über 3.000 Arbeitnehmern in Luxemburg hat die Größe und die Mittel, um es besser zu machen. Es hat die Verpflichtung, seinen Arbeitnehmern zu helfen. Wenn das Unternehmen seine Haltung nicht ändert, werden wir gezwungen sein, unsere Aktionen fortzusetzen und sie näher an die Entscheidungsträger zu bringen.
Der OGBL wird den Arbeitnehmern weiterhin in all ihren Schritten beistehen und alle Personen, die Gegenstand von Aggressionen, Einschüchterungen oder Provokationen geworden sind, weiterhin unterstützen. In diesem Zusammenhang rufen wir alle Arbeitnehmer dazu auf, Missbräuche, Belästigungen und unpassende Bemerkungen an die dafür vorgesehenen Instanzen zu melden.

Dieser Artikel wurde in der Dezemberausgabe des Aktuell veröffentlicht

Liberty Dudelange – Die Situation spitzt sich zu!

Am 4. Dezember, wenige Tage nach der Machtübergabe, haben sich die Gewerkschaften OGBL und LCGB sowie die von den Gewerkschaften unterstützte Personaldelegation mit dem Arbeitsminister Georges Mischo und dem Wirtschaftsminister Lex DELLES getroffen, um die Situation bezüglich des Standortes von Liberty Dudelange zu besprechen.

Dieses von den Gewerkschaften beantragte Treffen ist eine Folge des von der Liberty-Direktion am 23. November organisierten Treffens, bei dem die Personalvertreter und die Gewerkschaften OGBL und LCGB aufgefordert wurden, Verhandlungen über einen Plan zur Aufrechterhaltung der Beschäftigung (plan de maintien dans l’emploi – PME) aufzunehmen, um die Zahlung der Löhne und Gehälter zu garantieren.

Das Szenario einer Zahlungsunfähigkeit zeichnet sich immer deutlicher ab. Die Situation spitzt sich zu. Das Unternehmen hat den Arbeitnehmervertretern mitgeteilt, dass es nicht mehr in der Lage ist, die Zahlung der Löhne und Gehälter für die kommenden Monate zu garantieren. Die Geduld der Beschäftigten, der Delegierten und der Gewerkschaften ist erschöpft. Seit fast drei Jahren führen leere Worte und Versprechungen zu einer allgegenwärtigen Ermüdung auf dem Gelände, das zu einem Geisterbetrieb geworden ist. Das Klima der Ungewissheit führt zu einer immer schlechteren Stimmung am Standort.

Die Arbeitnehmervertreter wiederholten auch ihre Forderung nach Unterstützung durch die Regierung, die bereits von früheren Ministern bekräftigt worden war. Diese Unterstützung besteht im Wesentlichen aus zwei Punkten:

  1. Die Unterstützung der Arbeitnehmer, um im Falle eines Konkurses des Standortes Dudelange unter der Liberty-Flagge vorübergehende Lohneinbußen zu vermeiden.
  2. Die Reaktivierung eines Plan B, um die Lösungen für die Übernahme der Aktivitäten und der Belegschaft durch einen neuen seriösen industriellen Akteur zu bewerten und neu zu starten.

Die Minister Delles und Mischo haben im Beisein der ministeriellen Berater, die das Dossier aufmerksam verfolgen, die Personalvertreter in ihren Absichten und Verpflichtungen gegenüber den Arbeitnehmern von Dudelange bestärkt und den Willen der Regierung bekräftigt, die Arbeitnehmer bei der Wiederaufnahme der Aktivitäten am Standort Dudelange zu unterstützen.

Die Minister haben ebenfalls angekündigt, dass sie sich in Kürze mit der Direktion von Liberty treffen werden, um die Situation zu erörtern und die verschiedenen Perspektiven zu bewerten. Die Gewerkschaften OGBL und LCGB halten die Haltung der Liberty-Gruppe nach wie vor für äußerst schäbig. Liberty tötet den Standort Dudelange auf kleiner Flamme und nimmt seine Beschäftigten als Geiseln, um ohne Zugeständnisse und Gegenleistungen öffentliche Subventionen zu erhalten. Die Gewerkschaften und die Personaldelegation bekräftigen ihren Vertrauensverlust gegenüber der Liberty-Gruppe, da sie sich eine Wiederaufnahme der Aktivitäten mit dieser Gruppe nicht mehr vorstellen können.

Die Gewerkschaften OGBL und LCGB bedankten sich bei den beiden Ministern und unterstrichen die bisherige Unterstützung und Begleitung. Dass am Standort Düdelingen noch so etwas wie Ruhe und sozialer Frieden herrscht, ist auch dem Engagement und der Unterstützung der Öffentlichkeit zu verdanken.

Veröffentlicht am 7. Dezember 2023

Erklärung des globalen Gewerkschaftsnetzwerks IndustriALL Global Union ArcelorMittal

Wir, die Vertreter der ArcelorMittal-Gewerkschaften aus aller Welt und IndustriALL Global Union, vereint in unserem Engagement für die Rechte und das Wohlergehen der Arbeitnehmer, veröffentlichen diese Erklärung angesichts der dringenden Probleme, die bei unserem letzten Treffen identifiziert wurden.

Die kritische Situation im Bereich Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz (GSU) bei ArcelorMittal erfordert sofortige Aufmerksamkeit. Die Tatsache, dass das Unternehmen finanzielle Ergebnisse über die Sicherheit und das Wohlergehen seiner Beschäftigten stellt, ist nicht nur inakzeptabel, sondern stellt auch eine direkte Bedrohung für das Leben derjenigen dar, die zu seinem Erfolg beitragen. Dies ist umso bemerkenswerter, als ArcelorMittal Rekordgewinne erzielt und sich einer soliden Finanzlage erfreut.

Darüber hinaus ist das Verhalten der Unternehmensleitung gegenüber den Gewerkschaften in Bezug auf Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz und soziale Fragen im weiteren Sinne zutiefst beunruhigend. Das Fehlen eines nennenswerten Dialogs und von Konsultationen, trotz der Erklärung auf der Website des Unternehmens, dass “eine zusätzliche Sicherheitsaufsicht durch das Global Health and Safety Committee (GHSC) gewährleistet wird, das bewährte Praktiken austauscht und fördert und dessen Vorsitzender der Gesundheits- und Sicherheitsbeauftragte des Unternehmens ist”, hat zu angespannten Beziehungen geführt, die eine grundlegende Änderung des Ansatzes von ArcelorMittal in Bezug auf die Arbeitsbeziehungen erfordern.

Die jüngste Tragödie in Kasachstan, bei der 46 Menschen ums Leben kamen, hat deutlich gemacht, wie wichtig es ist, Gewerkschaften in unabhängige Untersuchungen einzubeziehen. Wir fordern, dass Arbeitnehmervertreter in die Kommission aufgenommen werden, die diese Katastrophe und alle Diskussionen über Betriebsverlagerungen untersucht.

In der Ukraine sind die Beschäftigten aufgrund des anhaltenden Krieges enormen Belastungen und Unsicherheiten ausgesetzt. Die Weigerung von PJSC ArcelorMittal Kryvyi Rih, den Tarifvertrag während des Kriegsrechts und für weitere sechs Monate nach Beendigung des Kriegsrechts zu verlängern, sowie die Entscheidung der Unternehmensleitung, den Tarifvertrag nur unter der Bedingung zu verlängern, dass Änderungen vorgenommen werden, die die Situation der Beschäftigten erheblich verschlechtern, ist eine Form der kollektiven Erpressung, die wir aufs Schärfste verurteilen. Wir drücken den ukrainischen Arbeitnehmern in dieser schwierigen Zeit unsere uneingeschränkte Unterstützung und Solidarität aus. Wir fordern ArcelorMittal auf, den Tarifvertrag von PJSC ArcelorMittal Kryvyi Rih während des Kriegsrechts und sechs Monate nach Kriegsende zu verlängern.

Wir unterstützen die Aktionen, die am 20. November in Bosnien und Herzegowina, am 23. November in Italien und am 27. November in der Tschechischen Republik organisiert wurden. Diese Solidaritätsbekundungen sind wichtig, um unsere gemeinsamen Anliegen zum Ausdruck zu bringen und für Veränderungen einzutreten.

Investitionen in die Dekarbonisierung sind ein weiterer Bereich, in dem ArcelorMittal seine Anstrengungen deutlich verstärken muss. Die aktuellen Investitionsstrategien des Unternehmens sind keine angemessene Antwort auf die dringende Notwendigkeit, nachhaltig und verantwortungsbewusst zu wirtschaften. Darüber hinaus bestehen wir darauf, dass jegliche öffentliche Unterstützung für ArcelorMittal davon abhängig gemacht wird, dass das Unternehmen strenge Standards in den Bereichen Beschäftigung, Arbeitsbedingungen, Ausbildung, sozialer Dialog sowie Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz einhält. Öffentliche Gelder sollten Unternehmen unterstützen, die sich für verantwortungsvolle und ethische Geschäftspraktiken einsetzen.

Wir fordern Regierungen und internationale Institutionen auf, dafür zu sorgen, dass öffentliche Unterstützung, insbesondere für Dekarbonisierungsbemühungen, an die Aufrechterhaltung und Verbesserung sozialer Bedingungen geknüpft wird. Der Übergang zu einer grüneren Wirtschaft darf nicht auf Kosten der Rechte und des Wohlergehens der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gehen.

Wir betonen auch, dass sofortige Maßnahmen erforderlich sind, um die Sicherheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei allen ihren Tätigkeiten zu gewährleisten, insbesondere in Südafrika und Italien, sowie Schutzmaßnahmen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die in Brasilien schrecklichen Bedingungen (extreme Hitze) und gewerkschaftsfeindlichen Praktiken ausgesetzt sind. Diese Aspekte des Wohlergehens der Arbeitnehmer sind nicht verhandelbar.

Angesichts des Ernstes der Lage sehen wir uns zum Handeln gezwungen. Wir erwägen, Maßnahmen gegen ArcelorMittal zu ergreifen, das Unternehmen zur Rechenschaft zu ziehen und Druck auszuüben, damit die Arbeitsbedingungen und die Rechte der Beschäftigten weltweit deutlich verbessert werden. Wir werden gemeinsam für die Würde, Sicherheit und faire Behandlung aller ArcelorMittal-Beschäftigten eintreten.

Darüber hinaus werden wir unsere Teilnahme am Gemeinsamen Ausschuss für Gesundheit und Sicherheit auf der Grundlage der Antworten und Maßnahmen des Managements von ArcelorMittal bewerten. Unsere weitere Teilnahme wird davon abhängen, ob sich das Unternehmen verpflichtet, die geäußerten Bedenken ernsthaft anzugehen und die notwendigen Veränderungen umzusetzen.

Diese Erklärung ist ein Aufruf zum Handeln an ArcelorMittal. Wir fordern greifbare Veränderungen und ein Engagement für die Sicherheit, die Rechte und die Würde aller Beschäftigten in allen seinen globalen Aktivitäten. Unsere kollektive Stimme wird weiterhin für diese Grundprinzipien eintreten, bis sie vollständig umgesetzt und respektiert werden.

 

Herausgegeben vom Syndikat Hüttenindustrie und Bergbau des OGBL,
am 1. Dezember 2023

Treffen der Delegierten von FGTB, OGBL und SETCa

Die OGBL-Personaldelegation von Liberty Düdelingen empfing am 10. Oktober eine Delegation von Personalvertretern der FGTB Metall Lüttich-Luxemburg und der SETCa der Lütticher Liberty-Standorte. Dieses Treffen wurde in Düdelingen organisiert, mit dem Ziel, die Situation der Standorte in beiden Ländern zu besprechen.

Die Standorte Luxemburg und Belgien sind seit Jahren wirtschaftlich eng miteinander verbunden. Das gilt auch für die Zusammenarbeit unserer Gewerkschaften. Dieses Treffen bot die Gelegenheit, sich wiederzusehen und die neuesten Informationen über die verschiedenen Standorte auszutauschen. Die Beschäftigten in beiden Ländern teilen die gleichen Sorgen und erwarten weiterhin konkrete Antworten.

Am Ende des Treffens und der anschließenden Betriebsbesichtigung bedankten sich die Lütticher Kollegen bei der OGBL-Delegation und luden sie zu einem baldigen Besuch nach Lüttich ein.

Mitgeteilt vom Syndikat Hüttenindustrie und Bergbau im OGBL,
den 12. Oktober 2023