Nach über 18 Monaten hartnäckigster Verhandlungen mit der Betriebsleitung, haben die Arbeitnehmer der Düdelinger Firma, spezialisiert in der Herstellung von Aluminiumfolien, schließlich im vergangenen Juni eine Aufwertung ihrer Lohnbedingungen erreicht, indem sie gleichzeitig sämtliche sozialen Errungenschaften, die ernsthaft bedroht waren, aufrechterhalten konnten. Der Schlüssel zu ihrem Erfolg: Solidarität. Im Gespräch mit den OGBL-Vertretern in der Personaldelegation (Mehrheit im Betrieb), die übrigens mit einer Stimme spricht.
Was habt ihr eigentlich erreicht, indem ihr euren Kollektivvertrag erneuern konntet? OGBL-Vertreter in der Personaldelegation (OVPD): Zuerst haben wir es fertiggebracht, unsere Sozialerrungenschaften zu bewahren, Ergebnis von 30 Jahren Kampf in dieser Firma, das dem OGBL zuzuschreiben ist. Diese wurden ernsthaft von der Firmenleitung in Frage gestellt, die uns eigentlich erpressen wollte mit einem Vorschlag, der auf den ersten Blick verlockend schien, auf den wir dann aber doch nicht eingegangen sind. Gleichzeitig haben wir es erreicht, dass unsere Prämie sowie unser Feriengeld aufgewertet wurden. Wir haben ebenfalls eine Lohntabelle eingeführt, die auf den Kompetenzen begründet ist. Dies hat es uns ermöglicht, eine Debatte über eine betriebsinterne Weiterbildung zu eröffnen und auf diese Weise jedem Arbeitnehmer in der Firma eine Weiterentwicklung seiner beruflichen Laufbahn zu garantieren. Dazu haben wir einen weiteren Schritt in Richtung Einheitsstatut gemacht, indem die Mittagspause der Ex-Angestellten an die der Ex-Arbeiter an-geglichen wurde. Diese Mittagspause ist nunmehr in den 8 Arbeitsstunden aller Arbeitnehmer einbegriffen. Alle profitieren demnach davon.
Kommen wir nochmals auf die „Erpressung“ zu sprechen, die versucht wurde. Worin bestand sie? (OVPD): Die Firmenleitung schlug vor, dass die Neueingestellten kein Recht mehr auf das „Package“ der sozialen Errungenschaften haben sollen, das uns heute zu Gute kommt. Das war ganz schlau von ihr. Einerseits wurde mit Geldsummen gewinkt, die nicht uninteressant waren, wenn man schon lange in der Firma arbeitet. Andererseits wurde vorgeschlagen, dass die Neuangestellten kein Recht mehr hätten auf Feriengeld, auf einen 13. Monat und auf zusätzliche Urlaubstage. Errungenschaften, auf die sie zehn Jahre hätten warten müssen, bevor sie vollständig davon profitieren konnten.
Warum genau war das keine annehmbare Lösung für euch? (OVPD): Außer der Tatsache, dass wir, auf eine egoistische Art und Weise akzeptiert hätten, dass die Neuen unter Ausverkaufsbedingungen eingestellt worden wären, mussten wir als verantwortungsbewusste Personalvertretung langfristig, und nicht nur kurzfristig denken. In der Tat, der Geldsegen, der uns jetzt gekommen wäre, hätte es mit sich gebracht, dass wir in den kommenden 10 Jahren keine Einheit unter den Beschäftigten mehr gehabt hätten. Wenn morgen die Errungenschaften der Älteren angegriffen worden wären, hätten die Jüngeren, die ganz andere Lohnbedingungen haben, sich sicherlich nicht mit für die Älteren eingesetzt. Wir wollten die Einheit der Beschäftigten auf keinen Fall aufs Spiel setzen. Danach hätten wir auch die Mittel nicht mehr gehabt, die Älteren gegen eine zukünftige Entlassungspolitik zu schützen, da jemand, der den Arbeitgeber 30% weniger kostet, eine offensichtliche Gefahr für die Älteren darstellt. Es kostet verhältnismäßig wenig, einen Älteren zu entlassen, um ihn durch einen Neuen, mit total lächerlichem „Package“, zu ersetzen.
Diese Situation hat doch sicherlich einige Spannungen zwischen den Arbeitnehmern ausgelöst? (OVPD): Natürlich haben all die, die nur noch zwei Jahre arbeiten müssen gedacht, sie würden etwas verpassen. Darüber hinaus hat die Firmenleitung damit angefangen, sehr attraktive Zahlen für die Älteren auszuhängen, die nur noch den sofortigen Gewinn vor Augen hatten. Gleichzeitig sagte sich die andere Gewerkschaft damit einverstanden, alle Bedingungen des Arbeitgebers zu akzeptieren. Die Firmenleitung hat sogar die Weiterführung der Verhandlungen bis nach den Sozialwahlen aufgeschoben, in der Überzeugung, dass die Personalvertretung umschwenken würde. Gott sei Dank haben wir es fertiggebracht, unsere Mehrheit zu bewahren. Und die Firmenleitung hat sich mit der Idee abfinden müssen, dass 80 bis 90% der Arbeitnehmer dazu bereit waren, uns in unseren Aktionen zu folgen. Und schließlich haben wir es fertiggebracht, außer der Aufrechterhaltung unserer Errungenschaften, für die Älteren noch mehr herauszuschlagen, als die Firmen-leitung ursprünglich angeboten hatte.
Mitgeteilt am 3. Oktober 2014
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